(ots) - Wagnis sondergleichen
Das internationale Bemühen um Vermittlung in der jüngsten
Eskalation des Nahost-Konflikts offenbart eine entscheidende
Schwäche. Zwar führen hochrangige Diplomaten wie UN-Generalsekretär
Ban Ki Moon, US-Außenministerin Hillary Clinton und
Bundesaußenminister Guido Westerwelle eine Reihe von Gesprächen in
der Region. Aber sie treffen sich nicht mit der Hamas, einer von zwei
unmittelbar an der Krise beteiligten Parteien. Und so bleibt ihnen
nichts anderes übrig, als Ägypten die ausschlaggebende
Vermittlerrolle zu überlassen.
In einem solchen Vorgehen spiegelt sich ein Wagnis sondergleichen.
Ägyptens Präsident Mohammed Mursi war es als Muslimbruder sicher
zuzutrauen, mit seinen Partnern von der radikal-islamischen Hamas
eine Feuerpause auszuhandeln, die zum Waffenstillstand werden könnte.
Doch in den Augen der internationalen Gemeinschaft muss Mursi als
unsicherer Mitspieler erscheinen, dessen Strategie im Nahen Osten
noch nicht definiert ist.
Vor allem mit Blick auf die große Linie, die langfristige
Perspektive sollten Deutsche wie Amerikaner und erst recht die
Vereinten Nationen ihren Grundsatz überdenken, mit sogenannten
Terroristen nicht zu verhandeln. Ein Frieden zwischen Israelis und
Palästinensern in Form einer Zwei-Staaten-Lösung - das erklärte Ideal
der gesamten globalen Diplomatie - ist sehr unwahrscheinlich, wenn
der Westen die Hamas als realen Machtfaktor im Gazastreifen übergeht.
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