(ots) - "Für Investoren wird es auch in der
Post-Krisen-Ära in Europa schwer sein" / Dennoch optimistischer Blick
auf die Zukunft Europas / Sorge vor aufstrebendem asiatischen Markt
ist übertrieben: China keine Bedrohung / "Börse ist simpler als
Schach" / Le Menestrel will mit seiner Firma die Investmentboutique
Carmignac Gestion überholen
Investments in Europa werden über Jahre hinweg kaum attraktive
Renditen abwerfen. Das glaubt Didier Le Menestrel, Gründer und Chef
der Pariser Investmentboutique Financière de L'Echiquier. "Für
Investoren wird es auch in der Post-Krisen-Ära in Europa schwer
sein", sagte Menestrel im Interview mit dem Anlegermagazin 'Börse
Online' (Ausgabe 48/2012, EVT 22. November). "Ich befürchte, die
Unternehmensgewinne werden von Banken und dem Staat abgeschöpft."
Dennoch ist er, was die Zukunft der Europäischen Union betrifft,
optimistisch. "Starke Auseinandersetzungen hat es schon bei Gründung
der EU gegeben - auch jetzt wird es eine Einigung geben."
Untergangsszenarien für Europa angesichts des aufstrebenden
asiatischen Marktes hält Le Menestrel für unangebracht. "In den
1980ern hatten hier alle Angst vor den Japanern - und was ist
passiert? Nichts!" Genauso wenig würden jetzt die Chinesen Europa
einnehmen. "Wir sollten aufhören, uns ständig Sorgen zu machen",
mahnte der Investment-Experte. "Die Kulturen vermischen sich - und
das ist gut so. Anstatt zu lamentieren, sollten wir die Chance des
Wandels nutzen."
Die Finanzmärkte sind Le Menestrel zufolge weniger kompliziert als
gemeinhin angenommen. "Börse ist simpler als Schach - eher
vergleichbar mit Dame", meinte er. Allerdings sei er selbst kein
Spieler, die oft so weit gingen, die Karten zu manipulieren, oder die
Schmach der Niederlage liebten wie beispielsweise Dostojewski. "Zu
beiden Kategorien gehöre ich nicht. Mich reizt es, Systeme zu
verstehen und mit der richtigen Strategie zu gewinnen."
Le Menestrels großes Vorbild ist Edouard Carmignac, Chef der
Investmentboutique Carmignac Gestion. "Natürlich bin ich neidisch auf
ihn, welche Frage", gab der Unternehmensgründer gegenüber 'Börse
Online' zu. 2007 sei man ganz nah dran gewesen, Carmignac einzuholen,
habe dann aber vor dem Ausbruch der Finanzkrise die fundamentalen
Risiken des Marktes unterschätzt und Fehler gemacht. Bereits in den
90er Jahren hätten sich die beiden Firmen-Chefs mehrmals zu
Gesprächen über einen möglichen Zusammenschluss getroffen. "Aber
damals machte es 'Klick' bei mir", erinnerte sich Le Menestrel.
"Unter Carmignac arbeiten? Nein! Ich will gewinnen. Die Aufholjagd
hat längst begonnen."
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