(ots) - Bonn/Goma, 22. November 2012. In Folge der jüngsten
Kampfhandlungen zwischen kongolesischer Armee und bewaffneten
Rebellengruppen im Ostkongo warnt die Hilfsorganisation CARE davor,
dass unzählige Fälle von sexueller Gewalt nicht erfasst und behandelt
werden können, da der Zugang zu Dörfern für humanitäre Helfer stark
eingeschränkt ist.
"Der Leidensweg für Frauen endet nicht, wenn die Täter sie nach
einer Vergewaltigung lebend zurücklassen", berichtet
CARE-Nothilfekoordinator Wolfgang Tyderle, der vor zwei Wochen selbst
in Goma war. "Die Betroffenen haben keine Möglichkeit, die
Gewaltverbrechen vor Gericht zu bringen und die weitverbreitete
Straflosigkeit macht es nahezu unmöglich, Fälle nach zu verfolgen."
Angst und Gewalt beherrschen viele Gebiete der Provinz Nord-Kivu,
wo die Auseinandersetzungen bereits seit Monaten einen starken Tribut
der Zivilgesellschaft fordern. Wie immer sind es Frauen und Mädchen,
die die größte Last tragen. Auf der Suche nach Feuerholz und Wasser
sind sie in ständiger Gefahr, von einer der umherziehenden
bewaffneten Gruppen überfallen, vergewaltigt oder sogar ermordet zu
werden. Siedlungen in weit abgelegenen Gebieten, deren Zufahrtswege
nicht sicher sind, stellen für medizinische Helfer, Berater und
Gemeindearbeiter eine besondere Herausforderung dar.
Hilfsorganisationen fehlen deshalb die Informationen, um Fälle von
sexueller Gewalt aufzufinden und die betroffenen Mädchen und Frauen
zu behandeln.
"Es ist enorm schwierig, zuverlässige Daten zu erhalten",
berichtet Tyderle. "Unsere Teams in den ländlichen Gebieten berichten
von einer steigenden Zahl von sexuellen Ãœbergriffen in den Gebieten,
wo es in letzter Zeit zu Kampfhandlungen kam. Dort setzen sich dann
viele Menschen in Bewegung, um vor der Gewalt zu fliehen." Vor den
Toren der Provinzhauptstadt Goma liegt Kanyaruchinya, ein schnell
gewachsenes Lager für rund 11.000 geflohene Familien - viele von
ihnen sind alleinstehende Mütter. Junge Männer schleichen nachts in
dem Gebiet umher und vergewaltigen Frauen und Mädchen. Auch in Masisi
und Rushuru berichten die CARE-Teams von einem deutlichen Anstieg von
Vergewaltigungen und anderen Ãœbergriffen.
Um überlebende Frauen zu unterstützen, wendet CARE einen
umfassenden Hilfsansatz an: Die Betroffenen erhalten medizinische
Versorgung, psychosoziale Beratung und die Möglichkeit - etwa durch
Kleinspargruppen - wieder ein wenig Geld zu verdienen. So können die
Frauen und Mädchen wieder auf eigenen Beinen stehen und werden nicht,
wie so oft nach Vergewaltigungen und Missbrauch, von der Gesellschaft
stigmatisiert und ausgeschlossen.
CARE ruft alle Parteien auf, die Zivilbevölkerung zu schützen und
der Straffreiheit für sexuelle Gewaltverbrechen ein Ende zu setzen.
Alle humanitären Organisationen benötigen uneingeschränkten Zugang zu
den Bevölkerungsgruppen, die unter der Unsicherheit und Gewalt
leiden.
Hintergrund: Jedes Jahr am 25. November findet der internationale
Tag zur Beendigung von Gewalt an Frauen statt. Er macht auf den
täglichen Kampf von Frauen und Mädchen weltweit aufmerksam, von denen
rund 70 Prozent mindestens einmal in ihrem Leben physische Gewalt
erfahren müssen. CARE konzentriert sich in seiner humanitären Arbeit
besonders auf die Unterstützung von Frauen und Mädchen, damit ihre
Rechte gewahrt werden, sie ihren Lebensunterhalt verdienen und gesund
bleiben können.
ACHTUNG REDAKTIONEN: Wolfgang Tyderle, CARE-Nothilfekoordinator,
war vor zwei Wochen im Ostkongo. Er steht für Interviews zur
Verfügung.
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Sabine Wilke
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