(ots) - Die Staatsfrau
Auf dem CDU-Parteitag hat Angela Merkel ein Traumergebnis von rund
97 Prozent der Stimmen erreicht. Wie kommt es zu dieser hohen Zahl,
die an Werte zu DDR-Zeiten erinnert? Es ist nach ihrer Rede viel
leichter zu beschreiben, welche Eigenschaften der Parteichefin
fehlen, als zu sagen, was die 58-Jährige auszeichnet: Die Kanzlerin
besitzt nicht das Charisma eines Willy Brandt, ist nicht die
Parteichefin der Herzen, keine glänzende Rednerin (das war ihr
Vorgänger Kohl aber auch nicht), sie polarisiert nicht und spricht
ohne Ãœberraschungen.
Doch eines lässt sich sagen: Merkel ist für die Christdemokraten
als Kanzlerkandidatin und Parteichefin alternativlos. Von jedem
Flügel der Partei weht der präsidial agierenden Staatsfrau der Wind
in den Rücken. Verglichen mit der anhaltenden Diskussion um den
SPD-Spitzenmann und gut bezahlten Redner Peer Steinbrück oder gar
verglichen mit dem Gerangel der Spitzenfrauen bei den Grünen, kann
die Union mit Merkel hochzufrieden sein.
Die Kanzlerin und Parteichefin steht für Stabilität, Solidität und
Verlässlichkeit. Ihr würde man getrost einen Gebrauchtwagen abkaufen.
Sie selbst ist am Steuer fast mit angezogener Handbremse unterwegs,
ohne viel Gas zu geben. Sie fährt auf Sicht - weil die Zeiten nebelig
sind. Für die Bundestagswahl im Herbst 2013 könnte das reichen.
Dauerhaft braucht die CDU mehr als eine Staatsfrau an der Spitze -
sie benötigt lebendige Diskussionen um Inhalte.
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