(ots) - Es waren nicht die Islamisten der
Moslembruderschaft, die Ägyptens Diktator Mubarak aus dem Amt gejagt
haben, sondern die vielen Millionen jungen, sich nach einer Zukunft
in Freiheit sehnenden Menschen in den großen Städten. Sie waren es,
die die ersten freien Wahlen am Nil möglich machten. Doch nun sind
sie um ihren Sieg betrogen, und zwar ausgerechnet vom eigenen Volk,
für das sie Leib und Leben riskiert hatten. Denn es wählte die
Islamisten, also die, die sich im Kampf gegen Mubarak feige
weggeduckt hatten. Was auf den ersten Blick verwunderlich ist, wird
auf den zweiten klar: Die Moslembrüder haben das Land seit vielen
Jahrzehnten fest im Griff, weil sie geduldig und geschickt die
fehlende Wohlfahrt des korrupten Staates konsequent nutzen, um sich
den Menschen als ehrliche und anständige Alternative zu präsentieren.
Jetzt sind sie mit Mohammed Mursi an ihrer Spitze fest entschlossen,
Ägypten in einen islamistischen Gottesstaat zu verwandeln, in dem die
Freiheit des Einzelnen wieder massiv eingeschränkt werden soll. Ob
der Aufstand, der jetzt dagegen losgebrochen ist, erfolgreich sein
wird, bleibt abzuwarten. Denn die Muslimbrüder haben bis auf die
Armee längst alle wichtigen Institutionen unter Kontrolle, und zwar
völlig legitim, denn sie sind die Sieger einer demokratischen Wahl.
Genau das hindert - bisher jedenfalls - die USA und Europas
Demokratien, Partei zu ergreifen. Lassen sie aber die im Stich, die
die Demokratie am Nil erst möglich machten, stürzt das Land ins
Chaos, selbst ein Bürgerkrieg wäre nicht ausgeschlossen. Es wird also
höchste Zeit, dass jemand Mohammed Mursi erklärt, dass selbst ein
überzeugender Wahlsieg nicht dazu legitimiert, die Demokratie wieder
abzuschaffen.
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