(ots) - Menschliches Versagen und konstruktive Mängel
Zwei moderne, in jüngsten Prüfungen für technisch einwandfrei
erklärte Schiffe stoßen zusammen, und deshalb ist sich ein Sprecher
der Reederei der "Baltic Ace" sicher, dass menschliches Versagen zum
Unglück geführt hat. Dies ist keine Erklärung, mit der sich die
Öffentlichkeit zufriedengeben sollte. Denn um die Verkehrsregelung
vor der Schelde- und Rheinmündung gibt es seit Langem
Meinungsverschiedenheiten. Hier spielen die Einengung der Gewässer
durch Öl- und Gasförderplattformen, der Bau von Windparks vor der
Küste und der niederländisch-belgische Streit um die Hafenerweiterung
Antwerpen eine Rolle. Deshalb sollte die jetzt vereinbarte, ab August
2013 gültige Verkehrsregelung nach dem Ergebnis der
Unfalluntersuchung noch einmal geprüft werden. In jedem Fall macht
die hohe Verkehrsdichte diesen Knotenpunkt gefährlich.
Reeder und Werften sollten sich fragen, ob die großen
Fahrzeugtransporter mit ihren ungeteilten Decks, die leicht
überflutet werden können, sicher genug sind. Denn das schnelle Sinken
der "Baltic Ace" könnte ein Zeichen für Schwächen der Konstruktion
sein. Deshalb sollte das Wrack gründlich untersucht werden.
Menschliches Versagen ist schlimm, aber wenn den Beteiligten wegen
des dicht befahrenen Seegebiets zu wenig Zeit bleibt, um Fehler zu
korrigieren, oder aufgrund von konstruktiven Problemen nach einem
Unfall Rettungsmöglichkeiten fehlen, dann gibt es auch andere
Schuldige.
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