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Rhetorische Stilmittel

ID: 77959

Laut sprachwissenschaftlicher Definition ist der Begriff „rhetorische Stilmittel“ ein „Sammelbegriff der Rhetorik für alle Arten geplanter syntagmatischer Abweichungen von der normalen Abfolge sprachlicher Elemente“1.




(firmenpresse) - Im Gegensatz dazu bezieht die linguistische Definition beabsichtigte und unbeabsichtigte, bzw. abweichende und/oder hervorhebende Formungen der Sprache mit ein2.

Schüttelpelz geht davon aus, dass diese Diskrepanz in der Definition von den unterschiedlichen Ausrichtungen der beiden Wissenschaften begründet ist. Für die vorliegende Arbeit ist es unerheblich ob die Abweichung bzw. Hervorhebung der Sprache geplant oder ungeplant durchgeführt wurde. Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass die rhetorischen Stilmittel in schriftlicher und mündlicher Ausdrucksweise gezielt als Hilfsmittel eingesetzt werden können, um den Leser bzw. Zuhörer zu überraschen, zu verblüffen bzw. seine Zustimmung oder Ablehnung zu einem bestimmten Thema zu aktivieren, also das Denken des Lesers bzw. Zuhörers in eine vorher bestimmte Richtung zu lenken. Des weiteren sollen bei dem Rezipienten durch diese sprachlichen Stilmittel bestimmte Gefühle geweckt werden, bzw. allgemein betrachtet, sollen diese Mittel die Aufmerksamkeit des Lesers bzw. Zuhörers auf die Rede bzw. den Text lenken3. Somit kann der Einsatz von rhetorischen Mitteln als Kunst der Darstellung und Mitteilung bezeichnet werden, welche nicht die Wahrheit, sondern die Überzeugung der Rezipienten zum Ziel hat4.

Zusammenfassend kann folglich definiert werden, dass rhetorische Mittel dazu genutzt werden, „um die gedankliche Abfolge eines Vortrags [bzw. eines Textes] so zu strukturieren, dass die Argumente [für den Zuhörer bzw. Leser] überzeugender werden“5.
Laut Baumgarten lassen sich die rhetorischen Mittel insgesamt in drei große Gruppen unterteilen. Die erste Gruppe bezeichnet die Gruppe der Klangwirkung. Hierbei wird die Wortwahl nicht nach den inhaltlichen Gesichtspunkten der Rede bzw. des Textes gewählt, sondern nach dem musikalischen Klang. Der Ausdruck wird durch den wohl klingenden Laut, also die Harmonie der wiederholten Klänge bestimmt6.

Diese Klangwirkung erzielt beim Rezipienten den Effekt, dass durch z.B. die Wiederholung der Worte das Gesagte bzw. Geschriebene einprägsamer erscheint. Als Beispiele für rhetorische Stilmittel aus dem Bereich der Klangwirkung kann zum Einen die Alliteration und zum Anderen die Anapher genannt werden. Die Alliteration bezeichnet eine Wiederholung des Anfangslauts, was bedeutet, dass zwei oder mehr inhaltlich wichtige Wörter denselben Anfangsbuchstaben haben7. „Milch macht müde Männer munter“ ist das wohl bekannteste Beispiel einer Alliteration. Aber auch Walt Disney bediente sich regelmäßig diesem sprachlichen Mittel indem er seinen Zeichentrickfiguren Namen wie „Mickey Mouse“ und/oder „Donald Duck“ gab.





Bei der Anapher hingegen werden per Definition wichtige Wörter an Vers- bzw. Satzanfängen wiederholt. Im Gegensatz zur Alliteration, bei der eine ungewöhnliche Wortverwendung vorliegt, wird hier ein ungewöhnlicher Satzbau verwendet. Ein Beispiel für eine Anapher ist „Das Wasser rauscht / das Wasser schwoll“8.


Die zweite Gruppe der rhetorischen Stilmittel bezeichnet Baumgarten als „Spiel mit der Bedeutung der Wörter“9. Das bedeutet, dass auf semantischer Ebene die eigentliche Bedeutung eines Wortes durch die uneigentliche Bedeutung ersetzt wird. Dieser Austausch von Wörtern wird als Tropus bezeichnet. Beispiel für ein Tropen ist die Allegorie. Bei diesem Stilmittel wird ein Bild erzeugt. Dieses Bild dient dazu abstrakte Begriffe oder eine ungenannte oder schwer zu beschreibende Person bzw. Sache für den Leser bzw. Zuhörer zu veranschaulichen10. Das heißt, dass etwas Gedachtes in ein Bild übertragen wird, welches dann durch die gedankliche Reflexion wieder erschlossen werden muss. Eine Allegorie ist z.B., wenn das Wort „Liebe“ durch „Gott Amor“ ersetzt wird. Ein weiteres Beispiel ist die Distinctio. Hierbei handelt es sich im wesentlichen um eine Unterscheidung. Dasselbe Wort wird im Satz mit einer anderen Bedeutung wiederholt. Beispielhaft kann hierzu folgender Satz genannnt werden: „Es gibt ja Leute, die betrachten nur politische Lieder als politisch“11.
Die dritte große Gruppe von rhetorischen Stilmitteln wird von Baumgarten wie folgt beschrieben: „Auf syntaktischer Ebene wird die Zahl der Wörter, die vom Inhalt, von der Grammatik oder von der Gewohnheit bedingt ist, auffällig über- oder unterschritten“12. Somit handelt es sich hier um Veränderungen von Zahl und Reihenfolge der Wörter und Gedanken. Innerhalb dieser Gruppe gibt es somit zwei Untergruppen. Die Wortfigur und die Gedankenfigur. Bei der Wortfigur findet eine Veränderung des üblichen Wortgebrauchs statt. Rhetorische Stilmittel für eine Wortfigur sind zum Beispiel die Ellipse oder das Asyndetion. Eine Ellipse ist eine Weglassung. Das heißt, dass in einem Satz ein vom Leser oder Zuhörer erwartetes Wort, ein erwarteter Satzteil nicht ausgesprochen wird. Die durch die Auslassung entstandene Lücke muss vom Rezipienten leicht geschlossen werden können. Ein klassisches Beispiel für eine Ellipse ist der Satz: „Je früher, desto besser“13. Je nach Inhalt des Textes bzw. der Rede kann der Rezipient hier die fehlenden Satzteile leicht ergänzen.

Ein Asyndetion wird in der Rhetorik hingegen als unverbundene Aufzählung verstanden, welche ohne Konjunktionen auskommt. Somit sind die aufgereihten Wörter und/oder Satzteile sowohl grammatikalisch als auch inhaltlich gleichgestellt. Das Zitat von Julius Cäsar „Veni, vidi, vici“ ist ein passendes Beispiel für ein Asyndetion.

Die Gedankenfigur hingegen bezeichnet eine Abweichung von üblichen gedanklichen Zuordnungen und dem Aufbau von Argumenten. So wird zum Beispiel ein Befehl als Frage formuliert. Als Beispiele für Gedankenfiguren kann ein Adynaton genannt werden. Adynata bezeichnen etwas Unmögliches. Am Ende einer Reihe von unmöglichen Aufzählungen erweist sich etwas, dass bis zu diesem Zeitpunkt als möglich erschien, als unmöglich. Der Poesiealbumspruch „Erst wenn die Hasen Jäger schießen und die Flüsse aufwärts fließen und die Mäuse Katzen fressen, dann erst werd' ich dich vergessen!“ ist ein gutes Beispiel für ein Adynaton.

Eine weitere Gedankenfigur ist der Klimax. Hierbei handelt es sich um eine stufenweise Steigerung von Ausdrücken. Durch die Verwendung eines Klimax wird die Aussage eines Satzes/ eines Satzteiles erheblich verstärkt. Als Beispiel kann auch hier wieder das bekannte Zitat von Julius Cäsar „Veni, vidi, vici“ genannt werden.
Abschließend muss zu den rhetorischen Stilmitteln festgehalten werden, dass sie generell „das Salz in der Suppe [sind], sie verleihen dem Vortrag [bzw. dem Text] erst den richtigen Geschmack. Aber ebenso wie man sich die Suppe versalzen kann, können zu viele rhetorische Kunstgriffe auch einen Vortrag ruinieren. Weniger ist hier mehr“14.



1 Schüttelpelz 1996: 13
2 vgl. ebenda
3 vgl. Baumgarten 1998: 3
4 vgl. ebenda
5 Gage, Berliner, Bach 1996: 424
6 vgl. Baumgarten 1998: 3
7 vgl. ebenda
8 Biermann, Schurf (Hrsg.) 1993: 140
9 Baumgarten 1998: 3
10 vgl. ebenda: 4
12 ebenda: 3
13 vgl. Biermann, Schurf (Hrsg.) 1993: 140
14 Gage, Berliner, Bach 1996: 424

Literaturverzeichnis

Gage, N.L.; Berliner, D.C.; Bach, G. (1996): Pädagogische Psychologie, Weinheim: Beltz PVU
Baumgarten, H. (1998): Compendium Rhetoricum, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht
Biermann, H.; Schurf, B. (1993): Texte, Themen und Strukturen. Grundband Deutsch für die Oberstufe, Berlin: Cornelsen Verlag
Schüttelpelz, E. (1996): Figuren der Rede: zur Theorie der rhetorischen Figur, Berlin: Erich Schmidt Verlag GmbH


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Datum: 17.03.2009 - 10:31 Uhr
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