(ots) - Heute wird es feierlich für die krisengeplagten
Europäer: Es ist Friedensnobelpreistag. Ausgezeichnet wird eine
wunderbare Idee: Sie hat Völker zusammengebracht, Feinde zu Freunden
gemacht, Frieden und Wohlstand gesichert - die Europäische Union.
"Wer an Europa zweifelt", so hat es Jean-Claude Juncker, Vorsitzender
der Euro- Gruppe einmal gesagt, "der sollte Soldatenfriedhöfe
besuchen". Als US-Präsident Barack Obama zu Beginn seiner ersten
Amtszeit den Friedensnobelpreis erhielt, war er gespickt mit
Vorschuss-Lorbeeren und getragen von Hoffnung. Diesmal war das
Nobelpreiskomitee von Sorge getrieben und ehrt Historisches: die
friedensstiftende Kraft der Gemeinschaft, die im Schuldensumpf zu
versinken droht. Europa ist nur kraftvoll, wenn die Einzelstaaten es
erlauben und solange es gerecht zugeht und alle auf ihre Weise von
der Union profitieren. Aber genau dieser Konsens ist in Gefahr. Die
griechische Schuldenmisere ist wahrscheinlich lösbar. Was aber
geschieht, wenn Italien, die drittgrößte Volkswirtschaft Europas, ins
Straucheln gerät? Wenn die Italiener im Februar den Polit-Egomanen
Silvio Berlusconi zurück an die Macht wählen? Undenkbar? Vielleicht.
Hoffentlich! Doch der strikte Sparkurs von Noch-Regierungschef Monti,
den Italien so bitternötig hat, um wieder auf die Füße zu kommen, ist
bei den Bürgern sehr unpopulär. Es gibt nicht eine Partei, die
festgeschrieben hat, dass sie Montis Reformkurs strikt weiterführt.
Wer wählt denn schon jemanden, der verspricht, dass erstmal alles
noch viel schlimmer wird, bevor es vielleicht besser werden kann?
Monti hat Italien eine Chance gegeben. Ob die Finanzmärkte glauben,
dass die Italiener sie nutzen, ist heute am Börsenkurs abzulesen. Der
Friedensnobelpreis kommt deshalb zum richtigen Zeitpunkt, weil er
über den Streit ums Geld hinaus freilegt, was wichtig war und wichtig
ist. Und das ist wunderbar. Doch hat die Ehrung aus Norwegen einen
Beigeschmack. Das Nobelpreiskomitee stärkt eine Institution, der die
reichen Norweger selbst nie angehören wollten. Zuletzt 1994 haben sie
per Volksabstimmung den EU-Beitritt abgelehnt.
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