(ots) - Unselige Kultur
Robbie Parker, Vater der sechsjährigen Emilie, die beim Amoklauf
in Newtown getötet wurde, hat ein Anliegen: Das Geschehen solle allen
helfen, zu mitfühlenderen Menschen zu werden. Parkers Wunsch ist
berührend und nachvollziehbar. Sicherlich hatten ihn schon andere,
deren Angehörige Opfer von Todesschützen wurden. Wie realistisch ist
er?
Das jüngste Massaker trifft die USA ins Herz. Dies zeigt sich
nicht nur an den Tränen, die jetzt fließen. Das Land trauert um die
Toten. Es ist aber nicht höhere, unbeeinflussbare Gewalt gewesen, die
in der Sandy-Hook-Grundschule wütete. Es war ein Zwanzigjähriger,
trainiert im Umgang mit Waffen, weil dies in seiner Familie offenbar
üblich war. Wie in vielen Familien in den USA. Die Bluttat von
Newtown birgt bei aller Tragik die Chance, diese Tradition zu
überdenken.
Es wäre ein Meilenstein in der Geschichte eines Landes, das um
seine Identität ringt. Das Recht, Waffen zu tragen, ist eine unselige
Kultur. Präsident Obama sollte es sich zur Herzensaufgabe machen, das
Waffenrecht zu entstauben. Die USA halten sich für zivilisiert. Dazu
gehört auch, das Gewaltmonopol beim Staat anzusiedeln - nicht in der
heimischen Waffenkammer.
Ob Robbie Parkers Traum Wirklichkeit wird? Mitfühlend zu sein
heißt auch, anderen kein unnötiges Leid zuzumuten. Das sollte über
dem Recht stehen, ein Gewehr zu besitzen.
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