Stuttgart, den 12. Dezember 2012 – Mit dem Bundesfreiwilligendienst (BFD) kön-nen seit Sommer 2011 erstmals auch Menschen über 27 Jahre einen Freiwilligen-dienst leisten. Eine aktuelle Befragung des Wohlfahrtswerks für Baden-Württemberg zeigt: Für viele Ältere bietet der BFD neben der sinnvollen Beschäf-tigung auch die Chance, eine neue berufliche Perspektive zu finden.
(firmenpresse) - Während der Bundesfreiwilligendienst insgesamt sehr gut angelaufen ist und die Träger sogar bundesweit mehr Bewerbungen als durch den Bund finanzierte Plätze hatten, kommen die Anfragen von älteren Interessenten noch etwas zögerlich. „Das ist schade“, erklärt Gisela Gölz, Gesamtleiterin FSJ und BFD beim Wohlfahrtswerk für Baden-Württemberg. „Der BFD ist für Ältere ein echter Gewinn: Man kann sich sinnvoll engagieren und wertvolle persönliche Erfahrungen sammeln, aber auch neues Selbstbewusstsein gewinnen und – auf diese Weise gestärkt – neue berufliche Wege für sich entdecken.“ Beim Wohlfahrtswerk engagieren sich im aktuellen zweiten Jahrgang 2012/2013 insgesamt 165 Menschen im Bundesfreiwilligendienst, 40 von ihnen sind älter als 27 und gehören damit zu den „älteren“ Freiwilligen. Sie arbeiten vorwiegend in der Behinderten- und Altenhilfe, in der Kinder- und Jugendhilfe sowie im Gesundheitsbereich.
„Viele ältere BFD-Teilnehmer erhoffen sich vom Freiwilligendienst auch eine berufliche Orientierung“, fasst Gisela Gölz die Ergebnisse einer aktuellen Befragung zusammen. Dazu wurden die insgesamt 32 älteren Teilnehmerinnen und Teilnehmer des ersten Jahrgangs zu ihrer Motivation, ihren Erwartungen und Erfahrungen befragt. Etwa die Hälfte gibt als Beweggrund an, einmal in den sozialen Bereich hineinschauen und etwas Gutes und Soziales tun zu wollen. Die andere Hälfte verbindet mit dem Freiwilligendienst die Hoffnung auf eine anschließende Festanstellung oder ein (Wieder-)Fußfassen im Arbeitsmarkt. Das scheint zu funktionieren – zumindest lässt sich aus den 19 Antworten zum Thema Perspektiven eine positive Tendenz ablesen: Während vorher 16 Personen arbeitslos waren, sind es hinterher nur noch drei. Neun BFD-Teilnehmer wurden im Anschluss an den Freiwilligendienst von ihrer Einsatzstelle weiterbeschäftigt, zwei arbeiten in einer anderen angestellten Beschäftigung und fünf haben eine Ausbildung im sozialen Bereich begonnen.
Für Bruno Felsinger, der bis Ende November einen BFD im Haus am Weinberg in der Altenhilfe geleistet hat, hat der Freiwilligendienst solche neuen Türen geöffnet. Am 1. Dezember hat der 60-jährige Diplom-Volkswirt, der viele Jahre in der Entwicklungszusammenarbeit im In- und Ausland tätig war, im Haus am Weinberg als fest angestellter Altenpflegehelfer begonnen. „Vorher kannte ich Pflegeheime eher aus der Angehörigenperspektive – es hat mich gereizt, die andere Seite kennenzulernen“, erklärt er seine ursprüngliche Motivation, sich für den BFD zu bewerben. Für Einrichtungsleiter Erwin Müller ein Glücksfall – er hat einen neuen, engagierten Mitarbeiter gewonnen. Überhaupt sind Müllers erste Erfahrungen mit dem neuen Freiwilligendienst positiv. Zwar konnte er die ursprünglich sechs Zivi-Stellen nicht komplett mit BFD-lern besetzen. Aktuell leisten im Haus am Weinberg zwei junge Männer einen BFD im Bereich Hausmeisterdienste und in der Tagespflege.
Eine berufliche Neuorientierung erhofft sich Yvonne Stephanie Hielscher durch den BFD. Die vierfache Mutter und medizinische Fachangestellte hat nach der Geburt ihrer Kinder keinen Einstieg ins Berufsleben mehr gefunden. Ihren BFD leistet die 35-Jährige derzeit in einer Jugendwohngruppe der Martin-Bonhoeffer-Häuser in Tübingen. Im Anschluss möchte sie eine Ausbildung als Jugend- und Heimerzieherin beginnen: „Der BFD verschafft mir Einblick und Erfahrung.“
Andere Beweggründe hat Edeltraud Grasser, die im Rahmen ihres BFDs Menschen mit Behinderung in einer Werkstatt in Linsenhofen betreut: „Ich wohne alleine und brauche Inspiration“, erklärt die 64-jährige pensionierte Bürokauffrau. Vom neuen Freiwilligendienst hat sie aus dem Fernsehen erfahren und gleich gedacht: „Das könnte etwas für mich sein.“
Informationen zum Bundesfreiwilligendienst beim Wohlfahrtswerk können Interessenten unter der Telefonnummer 0711/61926-161 oder per E-Mail unter bfd(at)wohlfahrtswerk.de erhalten.
Der Bundesfreiwilligendienst:
Der Bundesfreiwilligendienst (BFD) hat zum Juli 2011 den Zivildienst abgelöst. Er steht Männern und Frauen jeden Alters offen und dauert zwischen sechs und 18 Monaten. Teilnehmer ab 27 Jahren können den Freiwilligendienst auch in Teilzeit absolvieren. Bundesweit werden 35.000 BFD-Stellen staatlich gefördert. Dieses Kontingent war bundesweit im ersten Jahr bereits nach sieben Monaten ausgeschöpft. Die Wohlfahrtsverbände fordern daher eine Aufhebung dieser Begrenzung.
Freiwilligendienste beim Wohlfahrtswerk für Baden-Württemberg:
Mit über 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern pro Jahrgang ist das Wohlfahrtswerk einer der größten Träger des Freiwilligen Sozialen Jahrs (FSJ) in Baden-Württemberg. Die jungen Männer und Frauen im FSJ arbeiten in rund 340 Einrichtungen verschiedener gemeinnütziger – hauptsächlich nicht-konfessioneller – Träger. Das Wohlfahrtswerk ist außerdem Träger des Bundesfreiwilligendienstes (BFD) innerhalb des Paritätischen Gesamtverbands. Die Stiftung vermittelt aktuell 165 Stellen in sozialen Einrichtungen in ganz Baden-Württemberg, übernimmt die pädagogische Begleitung der Teilnehmenden und führt die Seminare durch.
Das Wohlfahrtswerk für Baden-Württemberg ist eine Stiftung des bürgerlichen Rechts und wurde 1817 von Königin Katharina von Württemberg gegründet. An 18 Standorten in Baden-Württemberg betreibt die Stiftung Pflegeheime und Seniorenwohnanlagen. Dazu kommen ambulante Dienste, mobile Essensdienste sowie ein eigenes Bildungszentrum. Alle Einrichtungen der Stiftung haben eigene Küchen, wo täglich frisch gekocht wird.
Mit über 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern pro Jahrgang ist das Wohlfahrtswerk einer der größten Träger des Freiwilligen Sozialen Jahrs (FSJ) und des Bundesfreiwilligendienstes (BFD) in Baden-Württemberg.