(ots) - Pranken gezeigt
Es war wieder eine große Inszenierung fürs Volk: Viereinhalb
Stunden nahm sich der russische Präsident Wladimir Putin Zeit, um mit
Humor und Häme Fragen der Medienvertreter zu beantworten. Brisanten
Themen wie dem autoritären Umgang mit der Opposition, der Strafe für
seinen Intimfeind Michail Chodorkowski oder der Gefährdung kritischer
Journalisten ging der Kremlfürst zwar nicht aus dem Weg. Doch Putin
konnte nach Belieben abwiegeln, lavieren und das Gegenteil behaupten.
Hauptsache, draußen kam die Botschaft an, er habe die Macht fest in
der Hand.
Nachdem Gerüchte über seinen Gesundheitszustand zuletzt immer
öfter kursiert waren, nutzte der Präsident den Pressemarathon, um die
Pranken des russischen Bären zu zeigen. Putin teilte vor allem gegen
die USA aus, etwa bei der Syrienfrage und der Verteidigung des neuen
Adoptionsgesetzes. Dieses hindert Amerikaner daran, Kinder aus
russischen Heimen zu holen. Eine plumpe Revanche für den "Magnitsky
Act", der Russland zum Unrechtsstaat erklärt. Doch abgesehen von dem
unnötigen Kräftemessen offenbart Putin, dass er weder neue Ideen noch
Visionen hat, wie er Russlands Zukunft gestalten will. Ein "Weiter
so" kann auf Dauer nicht die Lösung sein und wird sich rächen.
Russische Märchen kennt das Volk schon genug.
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