(ots) - Opposition gefragt
Die Islamisten in Ägypten werden den Ausgang des
Verfassungsreferendums als Sieg feiern. In Wirklichkeit aber zeigt
das vorläufige Ergebnis, dass Muslimbrüder und Salafisten an
Popularität in der Bevölkerung eingebüßt haben. Sie mögen sich damit
brüsten, dass 64 Prozent und somit eine Mehrheit der Stimmen für den
umstrittenen Entwurf abgegeben worden sind. Gegen diese
Interpretation stehen folgende Zahlen: Nur knapp ein Drittel der
wahlberechtigten Ägypter hat den Weg zur Urne gemacht. Und von denen
haben sich nur etwas mehr als die Hälfte für die islamisch geprägte
Verfassung ausgesprochen.
Angesichts der aufwendigen Mobilisierungskampagne, die von den
Muslimbrüdern im Vorfeld gestartet wurde, bedeutet so eine Lesart für
die Islamisten eine Niederlage. Echte Zustimmung sieht anders aus.
Diese Erkenntnis macht Hoffnung auf die Parlamentswahlen, die nun
anstehen. Wenn die Opposition es endlich schafft, sich als geeinte
politische Alternative mit klarer Linie zu positionieren, hat sie
eine Chance, die Islamisten an der Wahlurne zu schlagen. Für den
demokratischen Wandel im Land am Nil wäre das ein Triumph. Dafür
reicht es allerdings nicht, sich vor allem über die Ablehnung der
Islamisten zu definieren und auf den Straßen zu protestieren.
Politische Aufgaben warten.
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