(ots) - Die Freiheit der Meinungsäußerung, der Presse, der
Kunst - sie zählt zum Allerheiligsten jeder demokratischen
Verfassung. Satire darf enorm viel, weil es ihre Aufgabe ist,
eindringlich und populär auf Missstände hinzuweisen. Sie darf
schmähen, verletzen - bis zur äußersten Schmerzgrenze. Aber Satire
darf nicht alles. Nicht von ungefähr enthält der Artikel 5 des
Grundgesetzes, in dem die Kunst- und Meinungsfreiheit manifestiert
ist, einen Absatz, der die Schranken der Freiheit klar definiert:die
allgemeinen Gesetze und das Recht der persönlichen Ehre. Die
französische Satirezeitschrift "Charlie Hebdo", die nun wieder einmal
mit Mohammed-Karikaturen von sich reden macht, unterliegt nicht dem
deutschen Grundgesetz, aber die Prinzipien besitzen zweifellos
international Gültigkeit:Es darf nicht sein, dass eine Zeitschrift in
eklatanter Weise provoziert - nicht, um Missstände aufzuzeigen oder
um die Pressefreiheit zu verteidigen, sondern um Auflage zu machen.
Da wird gezündelt, aufgestachelt. Bei Unruhen nach Veröffentlichung
der ersten Mohammed-Karikaturen 2006 starben 150 Menschen. Wohl wahr:
Es stellt sich die Frage, ob Islamisten in aller Welt nicht ein
verheerendes Toleranzverständnis haben, wenn sie mit Feuer und
Schwert gegen Satire vorgehen - die allerdings zugegebenermaßen
religiöse Gefühle verletzte. Weitaus souveräner reagierte der Vatikan
im Vorjahr auf degoutante Papst-Darstellungen des deutschen Magazins
"Titanic". Dennoch:Das Magazin "Charlie Hebdo" missbraucht die
Pressefreiheit, wenn es vorrangig in kommerzieller Absicht Muslime in
aller Welt in Aufruhr versetzt. Und es ist pharisäerhaft, diesen
Missbrauch relativieren zu wollen, indem man von Muslimen mehr
Toleranz fordert.
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Florian Giezewski
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