(ots) - Kein irakischer Frühling
Der Irak ist keine Insel von Frieden und Demokratie, wie es sich
der ehemalige US-Präsident George W. Bush gewünscht hatte. Doch das
zerrissene Land ist nach Abzug der letzten US-Truppen nicht
untergegangen. Wenn jetzt in sunnitischen Hochburgen Proteste gegen
die schiitisch geführte Zentralregierung aufflammen, sind das nicht
die Anfänge eines "irakischen Frühlings", sondern Wutdemonstrationen.
Diese können eskalieren. Sie bergen aber nicht die Gefahr einer
Revolution, wie sie die Welt etwa in Ägypten und Libyen erlebt hat.
Weder die Mehrheit der Schiiten noch die Kurden im Norden haben trotz
aller Konflikte ein Interesse daran, in die Bürgerkriegszeiten
zurückzukehren. Sie sind die Profiteure vom Sturz des Diktators
Saddam Hussein.
Zudem genügt ein Blick ins Nachbarland Syrien. Dort toben seit
Monaten erbitterte Kämpfe. Zwischen Euphrat und Tigris ist dagegen
die Zahl der Terroranschläge drastisch zurückgegangen. Die
Sicherheitslage ist in einigen Gebieten noch prekär, insbesondere für
Christen und Jesiden. Sie sind den Angriffen von Al-Kaida und anderen
sunnitischen Extremistengruppen schutzlos ausgeliefert. Die meisten
Iraker sehen jedoch den Mangel als größtes Problem an, den Mangel an
Strom, Jobs und bezahlbaren Medikamenten. Inkompetenz, Rechtswillkür
und Korruption stehen dem Aufbau des Landes im Weg. Hier hat die
schwache Regierung von Nuri al-Maliki versagt.
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