(ots) - Nicht die Augen verschließen
Islamfeindlich? Ich doch nicht, wird mancher denken, der von den
Beobachtungen der Sozialforscher liest. Doch wo beginnt Rassismus?
Schon bei demjenigen, der lieber nicht in ein Haus zieht, in dem vor
allem Muslime leben? Der überrascht ist, wenn eine Kopftuch tragende
Frau in der Universität doziert? Der bei "Ehrenmorden" denkt: So sind
sie eben?
Hand aufs Herz: Niemand ist völlig vorurteilsfrei. Die Frage ist
nur, wie der Mensch mit seinen kleinen oder großen Ressentiments
umgeht. Ob er sie in der Begegnung mit dem, was fremd erscheint,
überprüft und sich auf neue Sichtweisen einlässt.
Das öffentliche Klima im Umgang mit Muslimen in Deutschland
entwickelt sich erschreckenderweise offensichtlich genau in die
andere Richtung. Hier werden Vorurteile zementiert statt überdacht.
Als gesellschaftlich anerkannte, aber nur vermeintliche Wahrheiten
vergiften sie das Miteinander. Und viel zu wenige Menschen
hinterfragen kritisch, welch feindselige Haltung eigentlich Konsens
geworden ist.
Vor dieser Situation darf niemand die Augen verschließen. Die
Bundesregierung tut es, indem sie keinen Handlungsbedarf sieht. Es
reicht nicht, rassistisch motivierte Straftaten Einzelner zu
verfolgen. Denn Islamfeindlichkeit ist ein Problem, das die ganze
Gesellschaft betrifft, ohne sich gleich strafrechtlich bemerkbar zu
machen. Es sitzt in den Köpfen: Ein Denken in "wir" und "die" muss
aufhören.
Franziska Holthaus
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