(ots) - Ein Zeichen des Misstrauens
Der Vatikan lässt sich ungewöhnlich viel Zeit bei der Auswahl des
künftigen Weihbischofs für das Bistum Osnabrück. Seit mehr als einem
Jahr warten die Katholiken auf einen Nachfolger für den 74-jährigen
Theodor Kettmann, der trotz angeschlagener Gesundheit weiter seinen
Dienst verrichtet.
Bei früheren Ernennungen von Weihbischöfen in deutschen Bistümern
lief das Verfahren schneller. Auch andere Personalentscheidungen
werden in Rom zügiger gefällt - etwa die Nachfolge des streitbaren
Regensburger Bischofs Gerhard Ludwig Müller. Er ist erst im Juli 2012
von Bayern an die römische Kurie gewechselt; seinen Nachfolger Rudolf
Voderholzer hat der Papst nach wenigen Monaten ernannt.
Offenbar prüft die Kurie die drei Kandidaten aus dem Bistum
Osnabrück besonders gründlich. Warum? Schwer vorstellbar, dass
Bischof Franz-Josef Bode ausgewiesene Romkritiker auf seine Liste
gesetzt hat. Die lange Wartezeit lässt sich als Zeichen für fehlendes
Vertrauen des Vatikans in die Ortskirche und in ihren Bischof deuten,
der über Osnabrück hinaus in der katholischen Kirche in Deutschland
Anerkennung genießt, etwa als Vorsitzender der Pastoralkommission der
Bischofskonferenz.
Ein Rebell ist Bode sicher nicht. Aber vielleicht missfällt es im
Vatikan schon, dass der Osnabrücker Bischof als kirchenpolitisch
liberaler Seelsorger eingestuft wird, der auch öffentlich über
behutsame Kirchenreformen nachdenkt.
Christof Haverkamp
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