(ots) - Wer schadet mehr?
Man fragt sich, wer hier dem Ansehen der Kirche mehr schadet:
Kriminologe Pfeiffer oder die Bischöfe selbst. Immerhin, sie werden
den Vertrag mit dem Forscher nicht leichtfertig gekündigt haben. Denn
die Wirkung war klar: Sie erwecken den Anschein, als hätten sie
nackte Angst vor den Ergebnissen jener Aufklärung, die sie im
Angesicht der massenhaften Missbrauchsfälle erst widerwillig, dann
vollmundig begonnen haben.
Dass sie diese gravierende Folge in Kauf nahmen, verleiht ihren
Vorwürfen eine gewisse Glaubwürdigkeit. Verletzte Eitelkeit dürfte
jedenfalls kaum allein zum Zerwürfnis geführt haben, auch wenn
Pfeiffer mit seinem forschen Stil ungewohnt respektlos auf die
Oberhirten gewirkt haben dürfte. Leider gibt es noch eine andere
Möglichkeit, den Vorfall zu deuten. Nämlich die, dass der
geschilderte Eindruck zutrifft. Dann hätten halsstarrige Bischöfe den
Pfeiffer-Eklat in Kauf genommen, um einen größeren zu verhindern:
nämlich nach einer schonungslosen, wissenschaftlichen Auswertung
ihrer Archive mit unappetitlichen Ergebnissen am Pranger zu stehen.
So viel Dunkelheit mag man sich gar nicht vorstellen. Aber warum ist
die Kirchenführung derart alarmiert, dass sie Pfeiffers Ruf ruiniert
und ihm den Mund verbieten lassen will? Wieso wird parallel geraunt,
dass die Zahl der Missbrauchsfälle nach ersten Stichproben neunfach
höher liegt als bisher angegeben? Paradox: Die Kirche muss neben
ihrem Missbrauchsskandal nun auch die eigene Aufklärung aufklären.
Burkhard Ewert
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