(ots) - Am dritten Jahrestag nach dem großen
Erdbeben ist die Lage in Haiti erneut extrem schlecht. Drei Viertel
der Bevölkerung leben noch immer von weniger als zwei Dollar pro Tag.
Allein zwei Millionen Kinder leben in extremer Armut, sind
unterernährt und haben keine anständige Unterkunft. Die
Analphabetenrate in Haiti liegt weit über 50 Prozent.
Die Aufbauarbeit, die seit drei Jahren geleistet worden ist, wurde
von Hurrikan "Sandy" Ende Oktober 2012 zum Teil zunichte gemacht.
Über 50 Prozent der Ernte wurde zerstört. "Der zarte Aufschwung im
Land erhielt durch Sandy einen herben Rückschlag", erklärte der
Leiter der SOS-Kinderdörfer in Haiti, Mario Brusa, zum Jahrestag.
"Derzeit ist der Hunger, der ein wenig zurückgedrängt schien, wieder
allgegenwärtig."
In den Jahren 2011 und 2012 waren viele Hilfsorganisationen nach
ersten Erfolgen aus dem Land abgezogen. "Wir bleiben im Land, unsere
Hilfe ist langfristig", erklärte Brusa.
Nachdem im Jahr nach dem Erdbeben rund 24.000 Kinder und
Erwachsene täglich mit Nahrung und dem Nötigsten versorgt wurden,
setzen die SOS-Kinderdörfer in Haiti inzwischen auf intensiven
Aufbau, vor allem aber auf Bildung. Zum 3. Jahrestag wird der
Grundstein für eine neue Schule in Les Cayes im Westen der Insel
gelegt. Eine weitere Schule in einem Vorort der Hauptstadt
Port-au-Prince, die in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für
Entwicklung und Zusammenarbeit realisiert wurde, wurde bereits im
September eingeweiht. Vier öffentliche Schulen wurden nach
umfangreichen Renovierungsarbeiten dieser Tage ihrer Bestimmung
übergeben.
"Fast die Hälfte der Haitianer ist unter 18 Jahre alt. Sie
brauchen Bildung, Kompetenz und Visionen", erklärte Brusa. "Deshalb
investieren wir außer in Nothilfe und Stärkung armer Familien das
Geld der Spender aus Deutschland in die Zukunft des Landes - die
Ausbildung der Kinder."
Außerdem baut SOS ein weiteres, drittes Kinderdorf in Haiti. Nach
dem Erdbeben waren zeitweise über 500 Kinder im SOS-Kinderdorf in
Santo "gestrandet". Mehr als 400 konnten an ihre Eltern oder
Verwandte zurückvermittelt werden. 85 jedoch leben noch heute in
SOS-Familien in angemieteten Wohnungen rund um das SOS-Kinderdorf
Santo. "Für sie und weitere Kinder bauen wir nun unser neues
Kinderdorf in Les Cayes", sagte Brusa. Die Bauarbeiten haben bereits
begonnen.
Infokasten:
Am 12. Januar 2010 bebte um 16.53 Uhr Ortszeit in Haiti die Erde.
Das Epizentrum des Bebens mit einer Stärke von 7,0 lag nur 25
Kilometer von Haitis Hauptstadt Port-au-Prince entfernt. Noch heute
ist unklar, wie viele Menschen tatsächlich bei der Katastrophe
umkamen. Die Schätzungen gehen von 220.000 und 500.000 Todesopfern
aus. Das Beben zerstörte rund 190.000 Häuser, 3978 Schulen, 30
Kliniken. Zehntausende Kinder starben oder verloren ihre Eltern.
Einer Studie zufolge leben noch heute 2500 Kinder in Waisenhäusern
unter oft entsetzlichen Bedingungen. Die SOS-Kinderdörfer erreichen
in Haiti durch ihre Aufbauhilfe derzeit gut 7000 Kinder und
Erwachsene.
Weitere Infos:
Louay Yassin
Pressesprecher
SOS-Kinderdörfer weltweit
Tel: 089/17914-259
louay.yassin(at)sos-kd.org
www.sos-kinderdoerfer.de