(ots) - Mit einer neuen Studie hat der NABU auf die
alarmierende Situation bei Deutschlands Feldvögeln aufmerksam
gemacht. "Den Vogelarten der Agrarlandschaften geht es so schlecht
wie nie zuvor, einige sind mittlerweile in Deutschland unmittelbar
vom Aussterben bedroht", sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
Umfangreiche Auswertungen des NABU zur aktuellen Bestandssituation
und den Rückgangsursachen zeigen, dass ehemalige "Allerweltsarten"
wie Kiebitz, Rebhuhn und Feldlerche bundesweit erschreckende
Rückgänge aufweisen. So ist seit Anfang der 1990er Jahre die Zahl
brütender Kiebitze in Deutschland auf etwa ein Viertel gesunken,
während die Bestände des Rebhuhns bereits seit den 1970er Jahren auf
ein Bruchteil des ursprünglichen Umfangs geschrumpft sind. Neueste
Daten belegen, dass seit 2008 die Bestände von 26 der 30
Feldvogelarten abnehmen. Für Wachtel, Neuntöter und Grauammer
bedeuten diese Rückgänge das Ende einer stabilen oder gar positiven
Entwicklung.
"Wer in unseren Landschaften unterwegs ist, erkennt den rasanten
Wandel: Wo bis vor kurzem Wiesen und Weiden das Auge erfreuten und
vielen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum boten, stehen heute
monotone Maisäcker. Wir laufen Gefahr, den 1962 von Rachel Carson
vorhergesagten 'stummen Frühling' tatsächlich zu erleben", warnte
Tschimpke. Für die Bestandsrückgänge sei die intensive Landwirtschaft
mit all ihren negativen Folgen verantwortlich: anhaltend hoher
Pestizideinsatz, Verlust von naturnahem Grünland, Rückgang von
Brachflächen sowie die Vergrößerung und Vereinheitlichung der
Ackerschläge.
Vor diesem Hintergrund fordert der NABU einen Kurswechsel in der
EU-Agrarpolitik. So müssten künftig zehn Prozent ökologische
Vorrangflächen als Rückzugsräume geschaffen, Wiesen und Weiden durch
ein konsequentes Umbruchverbot gesichert sowie effiziente
Agrarumweltmaßnahmen für einen erfolgreichen Agrarvogelschutz
angeboten werden. Die aktuellen Reformvorschläge aus dem Europäischen
Parlament setzen jedoch auf freiwillige Umweltauflagen und lediglich
drei bis fünf Prozent Vorrangflächen. Tschimpke: "Das würde das Aus
für zahlreiche Feldvögel bedeuten. Die anstehende Agrarreform ist der
letzte Rettungsanker für viele dieser Arten und muss daher unbedingt
genutzt werden."
Die von der Gregor Louisoder Umweltstiftung geförderte Studie
"Vögel der Agrarlandschaften - Gefährdung und Schutz" kann im
Internet unter www.NABU.de/feldvoegel heruntergeladen werden.
Mit der Kampagne "Agrarreform - Umsteuern jetzt!" engagiert sich
der NABU für mehr Vielfalt in der Landwirtschaft:
www.nabu.de/agrarkampagne
Originaltext vom NABU
Pressekontakt:
Dr. Hermann Hötker, Leiter des Michael-Otto-Instituts im NABU, Tel.
04885 570 , mobil 0162-9098074
Florian Schöne, NABU-Agrarexperte, Tel. 030-284984-1615
NABU-Pressestelle, Telefon: 0 30.28 49 84-1510, -1722, -1952
Telefax: 0 30.28 49 84-2500, E-Mail: Presse(at)NABU.de