PresseKat - Zinskommentar: Unveränderter Leitzins der EZB stellt vieles in Frage

Zinskommentar: Unveränderter Leitzins der EZB stellt vieles in Frage

ID: 796857

(ots) - Die Europäische Zentralbank (EZB) hat in ihrer
jüngsten Sitzung vergangene Woche den Leitzins weiterhin auf dem
Niveau von 0,75 Prozent belassen. Offen bleibt, ob die EZB eine
Leitzinssenkung im Februar beabsichtigt. Für die
Baufinanzierungszinsen in Deutschland bedeutet dies vorerst einen
leichten Aufwind. In welche Richtung sich die Finanzierungszinsen für
Häuslebauer in den kommenden Monaten entwickeln werden, hängt
maßgeblich von der konjunkturellen Entwicklung Europas und dem
Signal, das die EZB von ihrer Februar-Sitzung senden wird, ab.

Leitzins aus vielen Gründen unverändert

In der ersten Sitzung im neuen Jahr beschloss das Gremium der
Europäischen Zentralbank (EZB) einstimmig, den Leitzins bei 0,75
Prozent zu belassen. Eine Senkung des Leitzinses sei zum aktuellen
Zeitpunkt nicht geeignet, sagte EZB-Präsident Mario Draghi. Zwar sei
die wirtschaftliche Entwicklung Europas noch immer mit hohen Risiken
behaftet. Es gäbe aber Anzeichen für eine Stabilisierung einiger
Konjunkturindikatoren auf niedrigem Niveau. Dass die EZB den seit
Juni bei 0,75 Prozent liegenden Leitzins unverändert halten würde,
wurde aus verschiedenen Gründen von den meisten Experten erwartet.
Die Teuerungsrate hatte sich entgegen den Erwartungen im Dezember
nicht verringert. Für die kommenden Monate gehen Experten aber von
einer sinkenden Inflation aus, weshalb eine Leitzinssenkung dann
zielführender scheint. Ob die EZB schon im Februar eine andere
Entscheidung trifft, ist ungewiss. Draghi betonte, dass kein
Gremiumsmitglied derzeit eine Leitzinssenkung befürwortete. Es
besteht durchaus die Möglichkeit, dass die EZB sich die letzte
Maßnahme zur Ankurbelung der Konjunktur aufsparen will. Die
Entwicklung der Inflationsrate war nicht alleine ausschlaggebend für
die Entscheidung der EZB. Die Signalwirkung einer Zinssenkung hätte




den Euro geschwächt. Erstmals in der Geschichte der Europäischen
Währungsunion hätte dies zudem zu negativen Einlagenzinsen führen
können, deren Nebenwirkungen schwer abschätzbar sind. Zudem hätte die
Bundesbank einer weiteren Zinssenkung nicht zugestimmt. Analysiert
man den bisherigen Einfluss der Leitzinssenkungen auf die
Realwirtschaften Europas, so zeigt sich, dass deren Wirksamkeit eher
gering war. Dass die Kreditwirtschaft und damit die
Investitionstätigkeit nicht angekurbelt wurden, hängt weniger mit der
Höhe des Leitzinses als vielmehr mit dem fehlenden Vertrauen der
Investoren, Banken und Unternehmer in die wirtschaftliche Entwicklung
der Krisenstaaten zusammen. Denn trotz des niedrigen Zinssatzes, zu
dem Banken Kredite aufnehmen können, sind die effektiven
Finanzierungskosten für Unternehmer und Privatpersonen nicht
gesunken. Die mangelnde Wirksamkeit konventioneller geldpolitischer
Maßnahmen verleitet die EZB dazu, vermehrt andere Instrumente wie
z.B. der Kauf von Staatsanleihen zu nutzen.

Ungewisse Auswirkungen auf die Baufinanzierungszinsen

Weitere Leitzinssenkungen sind zwar ungewiss, aber Experten gehen
davon aus, dass die EZB ihre expansive Geldpolitik bis zum Jahresende
beibehalten wird. Aufgrund der genannt zweifelhaften Wirkung des
Leitzinses auf die Marktzinsen einzelner Länder, gilt auch für den
Baufinanzierungszins in Deutschland: Bestimmend für die
Zinsentwicklung bleibt die Attraktivität deutscher Staatsanleihen im
Verhältnis zu denen anderer Länder. Liegt die Spitze der
Schuldenkrise, wie Finanzminister Wolfgang Schäuble und einige
EU-Vertreter behaupten, hinter uns, so könnten die
Baufinanzierungszinsen wieder ansteigen. Der Beschluss der EZB, den
Leitzins unverändert zu belassen, stärkte den Euro und senkte
insgesamt die Renditen sicherer Anlagen. Alle Anlagenformen, die -
wie die Deutschen Staatsanleihen - von der Krise profitierten,
könnten künftig an Attraktivität verlieren. Stephan Gawarecki,
Vorstandssprecher der Dr. Klein & Co. AG, empfiehlt Häuslebauern vor
allem eins: "Wer in den nächsten Monaten eine Immobilie erwerben
möchte, sollte jetzt seinen finanziellen Spielraum prüfen und die
Finanzierungseckdaten festzurren." Denn neben dem möglichen Anstieg
der Baufinanzierungszinsen spreche ein weiteres Argument für den
schnellen aber überlegten Kauf. "Neben steigenden Finanzierungskosten
zeigt sich insbesondere in den Ballungszentren ein deutlicher
Preisanstieg der Immobilien, so dass es sich lohnt, zu handeln, um
noch attraktive Objekte zu finden und dann von diesen Entwicklungen
zu profitieren, statt durch sie belastet zu werden."

Tendenz:
-Kurzfristig: seitwärts
-Langfristig: steigend

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