(ots) - Die deutsche Sprache ist kreativ. Mit der Kopplung
von Substantiven beispielsweise lassen sich unendlich viele neue
Bedeutungen erfinden. "Opfer-Abo" ist eine davon, und - seit der
Bekanntgabe der Unwort-Jury - eine populäre noch dazu.
Glücklich ist die Wahl nicht. Denn "Opfer-Abo" kann alles heißen
und nichts. Dabei könnte es sich auch um ein Zeitungs-Abonnement
handeln , das Flutopfern kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Mehr
oder weniger brisant wird es erst durch den Hintergrund: Wortschöpfer
Kachelmann meint, dass Frauen stets eine Opferrolle zugeschrieben
wird, begründet dies die Jury. Und empört sich über den Hintergrund
der Wortschöpfung. Bezeichnend ist, dass nur ein Einsender dieses
Wort vorgeschlagen hat. In den deutschen Sprachschatz ist es nicht
eingegangen.
"Opfer-Abo" ist ein vorzügliches Beispiel für die versuchte
Politisierung der Sprache, mithin für Sprachlenkung. Solches hat noch
nie funktioniert, was nicht zuletzt das "Wörterbuch eines Unmenschen"
von Dolf Sternberger und seinen Mitautoren zeigt. Das - irgendwie
lesenswerte - Buch ist bedeutungslos geworden.
Gut, die Jury hat ihren Auftritt gehabt. Weitergeholfen hat das
alles nicht. Man sollte vielleicht einmal über das Unwort Unwort
nachdenken.
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Oldenburgische Volkszeitung
Andreas Kathe
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