(ots) - Mister Euro geht, obwohl die Krise noch nicht
überwunden ist: Luxemburgs Regierungschef Jean-Claude Juncker
verlässt den Chefposten der Euro-Gruppe. Damit verliert Europa ein
politisches Schwergewicht. Juncker hat am Einigungsprozess schon
mitgearbeitet, als in Berlin noch die Mauer stand. Jetzt einigten
sich Deutschland und Frankreich nach Monaten des Streits auf einen
Nachfolger, der selbst in seiner Heimat Niederlande noch ein fast
unbeschriebenes Blatt ist. Jeroen Dijsselbloem ist gerade mal ein
Vierteljahr niederländischer Finanzminister, da wird er schon
Euro-Gruppen-Vorsitzender. Möglich, dass Dijsselbloem ein Finanzgenie
ist und deshalb den Top-Posten des informellen, aber durchaus
wichtigen Gremiums erhalten hat. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass
sich Paris und Berlin mit ihren jeweiligen eigenen Kandidaten - unter
anderem war Wolfgang Schäuble im Gespräch - nicht durchsetzen
konnten. Dann lieber ein Leichtgewicht, dürfte das Kalkül hinter
dieser Personalentscheidung lauten. Denn so wächst der Einfluss der
beiden großen Wirtschaftsnationen. Juncker war keine Marionette. Er
wurde respektiert. Und wenn auch nicht alles richtig war, was der
Luxemburger gesagt hat - er forderte etwa die Einführung von
Euro-Anleihen -, so fand er aber Gehör, in Europa und darüber hinaus.
Dagegen ist Dijsselbloem ein Agrarökonom, der sich das Vertrauen der
Märkte noch hart erarbeiten muss.
Michael Clasen
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