(ots) - Wie zwischen zwei Menschen
Mohammed Mursi zu vertrauen verlangt Mut. Und den sollte
Deutschland beweisen. Denn zwischen Nationen ist es wie mit Menschen:
Wer immer nur das tut, von dem er genau weiß, dass es gelingt, wird
sich nicht weiterentwickeln. Er wird nicht einmal besonders
erfolgreich sein.
Ägypten aber muss sich weiterentwickeln, ebenso wie sich das
deutsche Verhältnis zur islamischen Welt im Allgemeinen und zum Land
am Nil im Besonderen verbessern könnte. Es wäre daher falsch, Mursi
abzuschreiben, obwohl er die Interessen seines Lagers nach der Wahl
überhastet und viel zu kompromisslos in den Vordergrund rückte.
Immerhin, außenpolitisch hat der Präsident bewiesen, dass viele
Warnungen vorschnell waren. Den jüngsten Gaza-Konflikt meisterte er
bravourös. Auch in der schwierigen Positionierung gegenüber dem Iran
strafte er eilfertige Kritiker Lügen. Wer weiß, vielleicht fungiert
Ägypten sogar einmal ähnlich der Türkei als säkulares Scharnier
zweier Welten?
Ein wenig dieser Fortune wünschte man Mursi auch im eigenen Land.
Indem sie ein frei gewähltes Staatsoberhaupt gewaltsam wegputschen
wollen, leben dort ja auch die Demonstranten nicht gerade eine
Demokratie in ihrer reinsten Form vor. In dieser Lage haben Kanzlerin
Merkel und ihre Minister den richtigen Ton getroffen. Dem dürfen
gerne Taten folgen. Mursi seinerseits hat ein Versprechen zu Toleranz
und Freiheit abgegeben, an dem er sich messen lassen muss. Bis dahin
gilt: Mut haben.
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