(ots) -
- BfN-Präsidentin Jessel fordert mehr Schutz und gutes Management
von städtischen Feuchtgebieten
- Deutscher Naturschutzpreis sucht Projekte zum Motto "Lebensraum
Wasser"
Feuchtgebiete in Städten und an Stadtgrenzen geraten zunehmend
unter Druck. Weltweit sind sie wichtig gerade in vielen Megastädten
für die Trinkwasserbereitstellung und den Wasserrückhalt, sie dienen
zur Erholung sowie als artenreicher Lebensraum und wirken
ausgleichend auf das Stadtklima. Aber wasserbauliche Maßnahmen,
Entwässerung, Flächenversiegelung und Schadstoffeinträge
beeinträchtigen diese Feuchtgebiete in großem Umfang. "Deshalb müssen
urbane Feuchtgebiete von Stadtplanern und Stadtentwicklung stärker
beachtet werden. Ebenso ist ein effizientes Management von
Feuchtgebieten wichtig, um Feuchtgebiete vor der Beeinträchtigung und
dem Verlust ihrer natürlichen Funktionen zu bewahren," sagte Prof.
Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN)
anlässlich des Weltfeuchtgebietstags am kommenden Samstag
(2.Februar). "Urbane Feuchtgebiete sind wichtige Grundwasserspeicher,
bieten Schutz vor Überschwemmungen und dienen häufig als
Frischluftschneisen in den Ballungsräumen", so Jessel.
Zunehmend spielen urbane Feuchtgebiete eine immer wichtigere Rolle
bei der Ramsar-Konvention. Dies führte auf der letzten
Vertragsstaatenkonferenz (COP 11) der Ramsar Konvention unter anderem
zur Verabschiedung von Grundsätzen für die Planung und das Management
von urbanen und peri-urbanen Feuchtgebieten (Resolution XI.11). Die
hohe Verbauungsrate in Deutschland, wie auch in anderen Teilen
Europas, aber auch die in immer rasanterem Tempo zunehmende
Verstädterung in Entwicklungsländern, machen es notwendig Management
und Schutz von Feuchtgebieten in die Stadtentwicklung zu integrieren.
"Die steigende Nachfrage nach Wasser mit einhergehendem Rückgang
dieser natürlichen Ressource macht eine Zusammenarbeit aller Nutzer
zur Wasserbewirtschaftung dringend erforderlich. Nur auf der Basis
eines gemeinsamen Plans zum nachhaltigen Wassermanagement kann der
Schutz von Feuchtgebieten gelingen," erläuterte BfN-Präsidentin
Jessel.
Auch beim Deutschen Naturschutzpreis 2013 steht dieses Thema im
Vordergrund: Unter dem Motto "Lebensraum Wasser - Vielfalt entdecken,
erleben, erhalten" werden Projektideen gesucht, die die Vielfalt und
Bedeutung der Natur im, am und auf dem Wasser aufzeigen sowie neues
Naturerleben schaffen. Für die Kategorie "Förderpreis" können sich
Interessierte noch bis zum 8. Februar 2013 mit einer aussagekräftigen
Ideenskizze bewerben und die 100%ige Finanzierung ihres Projektes
(maximal 150.000 Euro) gewinnen. In der Kategorie "Bürgerpreis"
wollen das Bundesamt für Naturschutz und der Outdoor-Ausrüster Jack
Wolfskin als Stifter 20 kleine Projekte mit je 2.000 Euro
auszeichnen. Bewerbungsschluss für Ideenskizzen ist hier der 5. Mai
2013. Weitere Informationen unter: www.deutscher-naturschutzpreis.de.
Hintergrund: Weltfeuchtgebietstag
Der diesjährige Weltfeuchtgebietstag steht unter dem Motto
"Feuchtgebiete und Wassermanagement". Das Datum, 2. Februar wurde von
der UN gewählt, da im Jahr 1971 an diesem Tag in der Stadt Ramsar
(Iran) das Übereinkommen über "Feuchtgebiete von internationaler
Bedeutung", mit dem Ziel, Feuchtgebiete nachhaltig zu nutzen und
deren Wert für die Natur und den Menschen zu erhalten, verabschiedet
wurde. Die Ramsar-Konvention ist die älteste internationale
Konvention, die sich mit dem Erhalt und der nachhaltigen Nutzung
natürlicher Ressourcen beschäftigt.
Nach Schätzung des UNEP World Conservation Monitoring Centre
(WCMC) sind ca. 6 Prozent der Erdoberfläche mit Feuchtgebieten
bedeckt. Feuchtgebiete sind wichtige Rast-, Brut- und
Überwinterungsplätze für Wasser- und Watvögel. Auch für den
Klimaschutz haben Feuchtgebiete eine besondere Bedeutung. Sie
speichern 20 -25 % des globalen Kohlenstoffs und tragen somit zur
Reduzierung des Treibhauseffektes bei. Darüber hinaus fungieren Auen
z.B. als Filter für überschüssige Nährstoffe aus der
Intensivlandwirtschaft.
Weltweit werden inzwischen 2065 Feuchtgebiete in 163 Staaten nach
den Kriterien der Ramsar-Konvention geschützt. Neben dem Erhalt und
der Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit dieser Gebiete, steht
dabei eine nachhaltige Nutzung ("wise use") im Vordergrund. In
Deutschland erfüllen inzwischen 35 Feuchtgebiete die Kriterien der
Ramsar-Konvention und dürfen sich als "Feuchtgebiete internationaler
Bedeutung" bezeichnen. Als letztes Gebiet wurde im Jahr 2009 der
Oberrhein / Rhin supérieur zwischen Weil am Rhein und Karlsruhe
ausgezeichnet. Dabei handelt es sich um eines von nur 13
grenzüberschreitenden Ramsar-Gebieten. Die Anerkennung trägt nicht
nur zu einer Stärkung der deutsch-französischen Zusammenarbeit beim
Schutz und Management wertvoller Lebensräume und Arten bei, sie ist
auch ein wichtiger Schritt einer nachhaltigen Tourismusentwicklung.
Und nicht zuletzt gilt das Gebiet heute auch als ein Modell für den
globalen Feuchtgebietsschutz.
Pressekontakt:
Franz August Emde