(ots) -
"Auto 3.0" - Verband der Automobilindustrie, die
Heinrich-Böll-Stiftung und Bündnis 90/Die Grünen diskutieren über die
Zukunft der Automobilindustrie
MANUSKRIPT MIT O-TÖNEN
Anmoderation:
Die Automobilindustrie ist eine der tragenden Säulen der deutschen
Wirtschaft. Sie stellt rund 750.000 Arbeitsplätze in Deutschland und
verfügt über den höchsten Forschungs- und Entwicklungsetat der
Industrie. Drei von vier der in Deutschland gebauten Autos gehen ins
Ausland, die Autoindustrie ist global aufgestellt. Außerdem
produzieren die deutschen Hersteller auch im Ausland, besonders in
den Wachstumsregionen wie China, Brasilien oder USA. In einem
gemeinsamen Fachkongress des Verbandes der Automobilindustrie und der
Heinrich-Böll-Stiftung wird bis morgen in Berlin über
Wettbewerbsfähigkeit, Wertschöpfung und Arbeitsplätze dieser
Schlüsselindustrie diskutiert. Das Motto: "Auto 3.0 - Die Zukunft der
Automobilindustrie". Ralf Fücks, der Vorstand der
Heinrich-Böll-Stiftung, ist sich darüber bewusst, dass manch Grüner
stutzig wird, wenn die Stiftung der Grünen mit dem Deutschen
Automobilverband gemeinsam einen Kongress veranstaltet:
O-Ton Ralf Fücks
Diese Zusammenarbeit hat vielleicht den ein oder die andere
überrascht. Die grüne politische Stiftung und der Dachverband der
Automobilindustrie arbeiten zusammen. Für manche Ohren klingt das
immer noch wie ein Tanz mit dem Teufel. Was die Bundesrepublik
betrifft, ist die Autoindustrie neben der Elektrotechnik, der
Chemieindustrie und dem Maschinenbau die industrielle
Schlüsselbranche schlechthin. Sie ist von überragender Struktur und
beschäftigungspolitischer Bedeutung. Und wer auch immer sich mit der
Zukunft dieses Landes beschäftigt, muss sich auch mit der Zukunft der
Autoindustrie und ihrer Zulieferer befassen. (0:38)
VDA-Präsident Matthias Wissmann nutzte seine Eröffnungsrede, um
die Zukunftsideen der Automobilindustrie in Deutschland darzulegen.
Er zählte auf, welche unterschiedlichen Konzepte diese Industrie auf
dem Weg zur Nullemission gerade beschreitet und welche riesigen
Investitionen - jährlich sind es über 20 Milliarden Euro - dafür
aufgewendet werden. Die Erfolge, so Wissmann, sind heute schon
messbar.
O-Ton Matthias Wissmann
Ich will ihnen keine Zahlen des VDA vortragen, sondern Zahlen,
jüngste Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes. Laut der Statistik haben
die deutschen Fahrzeuge in neun von zehn Fahrzeugsegmenten, also
sozusagen von kleinsten bis zum größten, inzwischen absolut einen
kleineren CO2-Wert als die Importeure. Vor fünf Jahren erreichten die
in Deutschland neu zugelassenen PKW einen durchschnittlichen CO2-Wert
von 165 g/Km. Letztes Jahr lagen wir bei 141,1 g/km. Die
durchschnittlichen CO2-Emissionen aller in Deutschland neu
zugelassenen PKW unterschritten im September 2012 erstmals 140 Gramm.
(0:39)
Natürlich ist ein Fachkongress, den die Stiftung der Grünen und
der VDA gemeinsam ausrichten, auch ein Ort, an dem unterschiedliche
Positionen deutlich gemacht werden. Stiftungs-Vorstand Ralf Fücks
forderte die deutsche Automobilindustrie auf, noch mehr in grüne
Technologien zu investieren:
O-Ton Ralf Fücks
Es kommt darauf an, dass enorme Innovationspotential dieser
Industrie für eine grüne, industrielle Innovation zu nutzen. Kein
anderer Wirtschaftszweig investiert so viel in Forschung und
Entwicklung wie die deutschen Autokonzerne. Es geht um einen
Richtungswechsel in der Autoindustrie, nicht nur um graduelle
Verbesserung. Und gerade deshalb suchen wir den Dialog, nicht nur mit
dieser Konferenz. (0:20)
Im Mittelpunkt der Kritik von Fücks standen die Premiumprodukte
der deutschen Hersteller, die Oberklasseautos, von denen Deutschland
weltweit einen Marktanteil von 80 Prozent hält. Doch VDA-Präsident
Matthias Wissmann konterte diese Kritik, in dem er die Bedeutung der
Premiumfahrzeuge für alle Modellreihen unterstrich.
O-Ton Matthias Wissmann
In den Premiumfahrzeugen werden meistens die modernsten
Technologien als Erstes eingesetzt, weil sie dort - auch wenn sie
teuer sind - am ehesten gekauft werden können. Denken Sie an ABS ,
denken sie an viele andere Technologien, die sozusagen über Premium
nach unten weitergegeben wurden und die heute sehr viel schneller in
Mittelklasse, Kompaktklasse und Kleinfahrzeugen kommen als das früher
der Fall war. Premium heißt Qualität, Premium heißt Effizienz,
Premium kann sich sehr wohl auch in kleineren Fahrzeuggrößen
ausdrücken. (0:31)
Auch hier versorgte Wissmann die Kongressteilnehmer mit aktuellen
Zahlen: Schon heute sind Oberklassefahrzeuge auf dem Markt, die mit
einem Spritverbrauch von 5 bis 6 Liter eine Effizienz erreichen, von
der die Ingenieure vor wenigen Jahren nicht einmal zu träumen gewagt
haben. Doch für den VDA-Präsident bedeutet Verkehr der Zukunft viel
mehr als nur den Einsatz von Elektroautos. Matthias Wissmann hielt
ein flammendes Plädoyer für eine intelligente Vernetzung aller
Verkehrsträger.
O-Ton Matthias Wissmann
Es wäre falsch, wenn wir glaubten, die Verkehrsprobleme des 21.
Jahrhunderts ließen sich allein mit dem Auto lösen. Sie lassen sich
nur in intermodalen Ketten lösen und indem jeder Verkehrsträger weiß,
dass er ohne den anderen nicht leben kann und nur in der klugen
Vernetzung bestehen überhaupt Chancen in den großen Kapitalen die
riesigen Verkehrsprobleme zu lösen. (0:24)
Abmoderation:
"Auto 3.0 - Die Zukunft der Automobilindustrie" . In Berlin
treffen sich heute und morgen (31.01. und 01.02.) Fachleute in der
Heinrich-Böll-Stiftung, um über Zukunftskonzepte und eine moderne
Automobilindustrie in Deutschland zu diskutieren.
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