(ots) - Anlässlich des fünften Jahrestags der
Unabhängigkeitserklärung des Kosovo am 17. Februar erinnert die
Hilfsorganisation CARE an die fortbestehenden Entwicklungsdefizite:
"Kosovo hat noch einen langen Weg vor sich. 30 Prozent der
Bevölkerung lebt immer noch unterhalb der Armutsgrenze und fast jeder
zweite Einwohner ist arbeitslos", mahnt Felix Wolff,
CARE-Regionaldirektor für den Balkan. Die Arbeitslosenquote bei
Jugendlichen unter 25 Jahren ist mit 70 Prozent besonders hoch. Ihr
Bevölkerungsanteil beläuft sich dabei auf mehr als die Hälfte. Neben
den desolaten Aussichten auf dem Arbeitsmarkt und der vorherrschenden
ethnischen Segregation verhindern vor allem mangelnde Infrastruktur
und Know-How die wirtschaftliche Entwicklung. "Die Fortschritte im
Kosovo werden Schritt für Schritt erzielt. Es sind gerade die kleinen
Initiativen, die besonders große und positive Auswirkungen auf die
wirtschaftliche Entwicklung haben. Die Zivilbevölkerung zu
unterstützen ist der effektivste Weg, die Situation im Kosovo zu
verbessern." CARE unterstützt in der Region Novo Brdo im Osten des
Kosovo daher Tourismus-Initiativen. In Suhareka vergibt CARE
Kleinkredite, damit Menschen kleinere Geschäfte auf- oder ausbauen
können. CARE unterstützt lokale Organisationen dabei, ihre Arbeit und
damit die Situation in ihren Gemeinden zu verbessern. Die meisten
Institutionen im Kosovo sind noch jung und eine Kultur des zivilen
Engagements muss noch weiter entwickelt werden. "Veränderungen
brauchen Zeit. Die Expertise und der Enthusiasmus der
Zivilgesellschaft haben bereits großartige Veränderungen
herbeigeführt. Aber ohne ausreichende finanzielle Mittel können sie
ihre Arbeit nicht weiter aufrechterhalten", warnt Wolff.
Die Chancen der jungen Generation zu verbessern bleibt eine
zentrale Herausforderungen für Kosovo: "Das Gefühl von Frustration
und Perspektivlosigkeit ist weit verbreitet. Sobald die jungen
Menschen die Schule oder Universität beenden, haben sie einfach
keinerlei Chance, einen Job zu finden", schildert Felix Wolff die
Situation. In einer Kultur, in der Machismo und paternalistisches
Verhalten eine lange Tradition haben, kann diese Frustration schnell
in Aggression umschwenken. CARE hat daher die "Young Men Initiative"
im Kosovo gegründet, ein Programm für junge Männer, das Gewalt und
diskriminierendes Verhalten gegenüber Mädchen und Frauen verhindern
soll. CARE bringt auch verschiedene Gemeinden und Volksgruppen
zusammen, die in gemeinsamen Projekten ihre Stereotype und
gegenseitiges Misstrauen abbauen. De facto besteht weiterhin eine
ethnische Segregation im Alltag, vor allem in Städten wie Mitrovica,
wo Serben und Albaner getrennt auf verschiedenen Seiten der Stadt
leben. "Für junge Menschen ist es schwer, diese Gräben zu überwinden.
Es besteht großer Druck in ihren jeweiligen Gemeinden, nichts mit der
anderen Gruppe zu tun zu haben", erklärt Wolff. Die demographische
Situation des Kosovo ist jedoch nicht nur eine Herausforderung,
sondern bietet auch eine große Chance. "Die jungen Menschen des
Kosovo sind das Fundament der Entwicklung ihres Landes. Trotz der
schwierigen politischen Situation und Sicherheitsbedingungen zeigen
sie einen starken Willen, Brücken zu schlagen", so Wolff. Viele der
jungen Menschen wollten die Last der Vergangenheit nicht mehr tragen,
wollten studieren, einen guten Job finden und den Kosovo in eine
bessere Zukunft führen: "Wenn wir fünf Jahre nach der
Unabhängigkeitserklärung über den Kosovo sprechen, müssen vor allem
die Bemühungen der Zivilbevölkerung und das Engagement der vielen
jungen Menschen anerkannt werden. Sie sind die Zukunft des Kosovo und
müssen unbedingt mit Bildung, Sozialprogrammen und
Arbeitsmöglichkeiten unterstützt werden."
CARE arbeitet seit 1997 im Kosovo. Während des Krieges galt es,
humanitäre Hilfe für betroffene Gemeinden und Flüchtlinge zu leisten.
Heute liegt der Schwerpunkt der Arbeit auf Nachhaltigkeit:
Wirtschaftliche Entwicklung schwacher Regionen, Friedens- und
Versöhnungsarbeit, Integration von Minderheiten und Perspektiven für
junge Menschen. Dabei fördert CARE besonders Frauen und Mädchen,
deren Position in den Gesellschaften des Balkans nicht
selbstverständlich gleichberechtigt ist.
Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
CARE Deutschland-Luxemburg e.V.
Johanna Mitscherlich
Telefon: 0228 / 97563 23
Mobil: 0176 / 70 330 114
E-Mail: mitscherlich(at)care.de