PresseKat - Dr.Klein Zinskommentar: Euro-Aufwertung und EU-Haushaltsstreit können Konjunkturentwicklung dämpfe

Dr.Klein Zinskommentar: Euro-Aufwertung und EU-Haushaltsstreit können Konjunkturentwicklung dämpfen

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(ots) - Die Europäische Zentralbank (EZB) beließ den
Leitzins im Februar erneut bei 0,75 Prozent. Begründet wurde dies mit
der Erwartung, dass sich die mittel- bis langfristige Inflationsrate
bei der von der EZB anvisierten Zielmarke von 2 Prozent einpendeln
werde. Dafür müsste sich die Wirtschaft der Eurozone jedoch erholen.
Die ohnehin schwierige Umsetzung der erforderlichen Reformen für ein
wachsendes Europa wird aktuell zusätzlich durch den Streit um den
EU-Haushalt und die Sorge negativer Auswirkungen einer
Euro-Aufwertung belastet. Die Folgen für die Baufinanzierungszinsen
sind deshalb schwer einschätzbar. Kurzfristig bleiben die Bedingungen
für Häuslebauer aber weiterhin attraktiv. Eine dauerhafte Absicherung
gegen steigende Zinsen bieten also einzig lange Zinsbindungen.

Sinkende Inflation erlaubt unverändertes Leitzinsniveau

Laut EZB-Präsident Mario Draghi ist die Gefahr einer zu hohen
Inflationsrate in Europa deutlich zurückgegangen. Der
Verbraucherpreisindex ist im Januar weiter gesunken und liegt aktuell
unter der Preisstabilitätsgrenze von 2 Prozent. Die EZB entschied
sich aber auch gegen eine Senkung des Leitzinses, da für die
nachhaltige Ankurbelung der Wirtschaft in der Eurozone strukturelle
Anpassungen im privaten und öffentlichen Sektor erforderlich sind.
Weil die Reformen mit einer schwachen Nachfrage in- und ausländischer
Konsumenten und Investoren einhergehen, hat sich Anfang 2013 das
aktuelle Wachstum gedämpft. Draghi nimmt an, dass sich die Wirtschaft
im Laufe des Jahres schrittweise erholen wird, da das Vertrauen der
Finanzmärkte in die Gemeinschaftswährung wieder gestiegen ist. Erste
Anzeichen dafür sind die der Konjunktur vorauseilenden
Stimmungsindikatoren der Unternehmer und Konsumenten, die sich zum
Jahresbeginn leicht aufhellten. Damit die Eurozone aber dauerhaft




wachsen kann, müssen die Euroländer wirtschaftlich stärker
zusammenwachsen und sich die Produktivitätsungleichgewichte zwischen
den einzelnen Staaten verringern. Darin liegt auch das größte Risiko,
denn steigen Binnennachfrage und Exporte nicht wie erhofft oder wird
für die Umsetzung der strukturellen Reformen mehr Zeit benötigt, geht
die Rechnung der EZB nicht auf. Aktuell erhält die Eurozone sowohl
internationalen Gegenwind, als auch Widerstand einzelner Euroländer,
die den Aufschwung erschweren könnten.

Euro-Aufwertung, Haushaltsstreit und Reformgegner können Europas
Gesunden gefährden

Seit Jahrzehnten beeinflusst die US-Notenbank über eine aktive
Steuerung der umlaufenden Dollar-Geldmenge den eigenen Wechselkurs.
Ein günstiger Dollar macht US-Waren für ausländische Käufer attraktiv
und fördert somit die Exportwirtschaft. Nun ist Japan auf diesen Zug
aufgesprungen. Im Wettstreit um die günstigere Währung findet derzeit
ein Unterbietungskampf statt. Der Euro, dessen Wert die EZB bisher
nicht direkt beeinflusst hat, wertete gegenüber den anderen Währungen
auf. Im Juni 2012 kostete 1 Euro noch rund 1,20 Dollar.
Zwischenzeitlich stieg der Euro bis auf 1,36 Dollar. Draghi
interpretiert die Aufwertung in erster Linie als Vertrauensbeweis
gegenüber dem Euro. Zudem läge der aktuelle Wert im historischen
Mittel. Gleichzeitig kündigte er an, die Entwicklungen auf dem
Geldmarkt und deren Einfluss auf die Preisstabilität genau zu
beobachten. Ob sich Europa - um die globale Nachfrage zu stützen - an
dem Abwertungswettstreit beteiligen würde, ließ er vorerst offen.
Sollte es allerdings weiterhin zu einer Aufwertung des Euros kommen,
so könnte die ausbleibende Nachfrage das Wachstum hemmen. In der
vergangenen Woche wurde über den EU-Haushalt, den neuen Mehrjährigen
Finanzrahmen (MFR), für die kommenden sieben Jahre verhandelt.
Während Länder wie Deutschland und Großbritannien für starke
Kürzungen eintraten, wünschten sich strukturschwächere Länder das
Gegenteil. Die Mitgliedstaaten einigten sich auf eine Kürzung von 12
Milliarden Euro und eine Obergrenze für den Etat von 960 Milliarden
Euro. Inwiefern sich die Position Deutschlands bewahrheitet, nach der
die neue Verteilung zwar zu weniger, aber zu besseren Ausgaben führt,
bleibt abzuwarten. Die Möglichkeit, dass die Kürzung der benötigten
wirtschaftlichen Angleichung der Euro-Länder entgegen wirkt, besteht
aus Sicht der Kritiker durchaus. Die dritte Gefahr für eine
einheitlichere Eurozone besteht im mangelnden Reformwillen der
kriselnden Eurostaaten selbst. Berlusconi erhält starken Zuspruch in
Italien und verspricht Steuererleichterung - das Gegenteil einer
Fiskalreform im Sinne der EU. Spaniens Premier ist in eine
Korruptionsaffäre verwickelt, deren Ausgang nicht nur für ihn
ungewiss ist. Unsicher ist auch, welche Auswirkungen dies auf
Spaniens Regierung und deren Reformanstrengungen haben wird. Zypern
droht die Insolvenz, entscheiden sich die Euro-Staaten nicht dazu,
der Insel mit 17,5 Mrd. Euro unter die Arme zu greifen.

Die Baufinanzierungszinsen bleiben weiterhin attraktiv

Die verschiedenen Entwicklungen innerhalb Europas und weltweit
sind schwer prognostizierbar. In diesem volatilen Umfeld sind sichere
deutsche Staatsanleihen weiterhin sehr gefragt, so dass ihre Rendite
niedrig ist. Dies wirkt sich auch auf die Baufinanzierungszinsen aus,
die noch immer höchst attraktiv sind. "Langfristige Prognosen zur
Zinsentwicklung sind aktuell schwierig und mit hoher Unsicherheit
behaftet. Privatkunden raten wir deshalb, die günstigen Bedingungen
zu nutzen und sich das günstige Zinsniveau möglichst langfristig zu
sichern. Beim derzeit niedrigen Niveau, das weit unter dem
historischen Mittel liegt, lohnt es sich auf Sicherheit zu setzen",
sagt Stephan Gawarecki, Vorstandssprecher der Dr. Klein & Co. AG.

Tendenz:
- Kurzfristig: seitwärts
- Langfristig: steigend

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