(ots) - Die Zeit der Unbeschwertheit ist zu Ende, die
brutale Wirklichkeit kehrt in die olympische Arena zurück. Zwei Mal -
im Winter 2010 inVancouver und im Sommer 2012 in London - durfte sich
die Welt am schönen Schein weitgehend konfliktfreier Olympischer
Spiele erfreuen, bei denen es "nur" um Sport ging. Wenn die
Athleten-Karawane im Februar 2014 in Sotschi Station macht, ist es
mit den Illusionen vorbei. Bei diesen Spielen wird der
Hochleistungssport wieder zur politischen Bühne, diesmal für
Russlands Präsidenten Wladimir Putin und eine neureiche
Oligarchen-Clique. Dass das Wintermärchen seinen Zauber auf Kosten
von Menschen und Umwelt am Kaukasus entfalten wird, sollte aber
niemanden überraschen oder gar schockieren. Seit Sotschi die Spiele
zugesprochen bekommen hat, musste jedem - ob Internationalem
Olympischen Komitee (IOC), Politikern oder Sportfans - klar sein, was
die Stunde geschlagen hat. Korruption, Wildwest-Kapitalismus,
Öko-Frevel, Prunksucht und sportliches Vormachtstreben um jeden
Preis - Olympia verkörpert hier (wie schon so oft in seiner
Geschichte) nicht das Ideal einer besseren Welt, sondern nur das
exakte Spiegelbild der gesellschaftlichen Umstände, in denen es
stattfindet. Dass die aktuellen Nachrichten aus Sotschi eher Sorge
und Skepsis als Vorfreude auslösen, haben jene zu verantworten, die
Putin & Co. das exklusive Spielzeug vor sechs Jahren in die Hand
gedrückt haben. Ach ja: Laut Olympischer Charta werden die Spiele an
Städte vergeben, nicht an Staaten. Vergessen Sie es! Das gilt
spätestens seit den Berliner Nazi-Spielen von 1936 nicht mehr. Dass
in Sotschi ein Staat Olympische Spiele für sich und augenscheinlich
gegen einen nicht geringen Teil der Bevölkerung ausrichtet, ist die
traurige, aber logische Fortsetzung einer langen Geschichte.
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