(ots) - Diesmal waren Angela Merkel und Recep Tayyip Erdogan
relativ nett zueinander, aber das wird letztlich nicht helfen. Ja,
die Türkei ist ein schwieriger Partner, wenn es um eine
EU-Mitgliedschaft geht. Noch weitaus gravierender als das
Zypern-Problem ist die Menschenrechtsfrage in dem Land am Bosporus.
Auf der anderen Seite der Waagschale liegt die historisch gewachsene
deutsch-türkische Freundschaft, die trotz der politischen Spannungen
noch immer eine ist: wegen der Menschen. Drei Millionen Mitbürger
türkischer Herkunft leben in Deutschland. Das ist schon eine
Verpflichtung, für beide Teile, vor allem aber für Berlin. Auch die
Mordserie der rechtsterroristischen NSU und der Dilettantismus
deutscher Sicherheitskräfte, die Angehörige türkischstämmiger Opfer
verdächtigten, lassen es angebracht erscheinen, dass die deutsche
Seite bei der türkischen um Verständnis nachsucht. Der Türkei müsste
es in den Beitrittsverhandlungen zunehmend merkwürdig vorkommen,
wollte sie unter ökonomischen Aspekten jemand als Bittsteller
ansehen. Die Türkei ist, zumindest, was ihre Entwicklung in den
Städten angeht, ein Boom-Land. Und sie ist ein Nato-Partner, in dem
nun Bundeswehrsoldaten notfalls syrische Raketen abwehren. Die Türkei
ist ein enorm wichtiges Grenzland, und sie ist glücklicherweise zu
europäisch, um sich China, Russland oder gar islamische Staaten als
engste Verbündeten zu wählen. Seit 2004 wurde die EU massiv
erweitert, jedoch nicht vertieft. Das ist nicht mehr rückgängig zu
machen. Ankara ist an dieser Entwicklung nicht schuld. Wer aber
Bulgarien und Rumänien als Vollmitglieder aufgenommen hat, kann die
Türkei nicht auf Dauer vor der Tür stehen lassen.
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