(ots) - Ein langer, steiniger Weg
Angela Merkel hat bei ihrem dritten Besuch in der Türkei ihrem
Gastgeber Recep Tayyip Erdogan nicht nach dem Mund geredet, aber
durchaus berücksichtigt, dass die Beziehungen zu seinem Land etwas
Besonderes sind. Mehr als drei Millionen Menschen in Deutschland
haben türkische Wurzeln. Das Land am Mittelmeer hat sich zu einem der
beliebtesten Reiseziele der Deutschen entwickelt, und die
Bundesrepublik ist für die Türkei einer der wichtigsten
Handelspartner. Allein aus diesen Gründen ist es geboten, die
Kontakte zu vertiefen. Hinzu kommt die rasante wirtschaftliche
Entwicklung am Bosporus und in Anatolien. Da bietet sich auch für die
deutsche Wirtschaft ein interessanter Markt.
Dennoch ist es richtig, dass Merkel zwar die Verhandlungen über
einen EU-Beitritt beschleunigen will, aber Erdogan nicht zu viel
verspricht. Wer sagt, die Türkei werde seit Jahrzehnten von der EU
hingehalten, hat einen einseitigen Blickwinkel. Es wäre falsch, die
schwierigen Punkte schönzureden. Dass die Beitrittsverhandlungen so
schleppend verlaufen, liegt auch an der Regierung in Ankara. Solange
die Türkei in der Zypern-Frage blockiert, bleiben die
EU-Verhandlungen festgefahren. Mangelnde Pressefreiheit ist ebenso
ein Hindernis, nicht aber die Tatsache, dass die meisten Türken
Muslime sind. Einem Beitritt stehen andere Gründe entgegen. Bis
Ankara alle Bereiche in Einklang mit EU-Recht gebracht hat, ist es
noch ein sehr langer, steiniger Weg.
Christof Haverkamp
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