(ots) - Mehr als 150 Jahre war der Wolf in Deutschland
ausgerottet. Seit 2000 kehrt der Canis lupus nach Deutschland zurück,
20 Rudel leben inzwischen im Bundesgebiet. Doch mit seiner
erfolgreichen Rückkehr werden auch alte Legenden zum "Mythos Wolf"
wach. Vor allem zu seinem Fressverhalten halten sich hartnäckig
Märchen. "Der Ernährungsplan des Wolfes ist gut untersucht. Klar ist:
Der Mensch gehört definitiv nicht zu seiner Beute. In den mehr als
zwölf Jahren, in denen sich Menschen und Wölfe hierzulande die Wälder
teilen, hat sich kein Wolf einem Menschen aggressiv genähert", so
NABU-Wolfsexperte Markus Bathen.
Seit zehn Jahren analysiert das Senckenberg-Forschungsinstitut in
Görlitz Kotproben von Wölfen aus der sächsisch-brandenburgischen
Lausitz. Mehr als 2.000 Proben untersuchten die Zoologen auf
unverdaute Hinterlassenschaften wie Haare, Knochen, Hufe oder Zähne
der Beutetiere. So konnten die Forscher ein genaues Bild von der
Ernährung der Wölfe zeichnen. Demnach stellen wilde Huftiere mehr als
96 Prozent der Beutetiere. Dabei dominieren Rehe (52,2 Prozent),
gefolgt von Rothirsch (24,7 Prozent) und Wildschweinen (16,3
Prozent). Einen geringen Anteil machen Hasen mit knapp drei Prozent
aus.
Nutztiere, wie Schafe, sind keine bevorzugten Beutetiere des
Wolfs. Ihr Anteil macht insgesamt weniger als ein Prozent aus.
"Solange Schafe gut geschützt sind, meiden Wölfe die Gefahr, mit
Elektrozäunen oder Herdenschutzhunden in Kontakt zu kommen", so
Bathen. Schon Zäune mit 90 Zentimetern Höhe bringen den gewünschten
Erfolg - denn Wölfe versuchen Hindernisse zunächst zu untergraben.
Daher sei es unerlässlich, auch für die neu besiedelten Wolfsgebiete
Niedersachsen und Schleswig-Holstein einen konsequenten Herdenschutz
aufzubauen, etwa nach sächsischem Vorbild.
Was aber wird sich für Waldbesucher und Hundebesitzer ändern, wenn
Wölfe in den Wäldern wohnen? "Wölfe sind äußerst zurückhaltend. Sie
nehmen einen Menschen meist schon früh durch ihre feinen Sinne wahr
und gehen ihm aus dem Weg. Junge Wölfe sind allerdings etwas
unbedarfter - es ist gut möglich, dass sie länger brauchen, um eine
Situation richtig einzuschätzen und sich zurückzuziehen", so Bathen.
Für eine Begegnung mit einem Wolf empfiehlt der Wolfsexperte:
"Begegnet man einem Wolf, sollte man keinesfalls weglaufen, sondern
stehen bleiben und beobachten. Wer sich unwohl fühlt, kann einen Wolf
leicht vertreiben, indem er ihn laut anspricht, in die Hände klatscht
oder mit den Armen winkt. Und vor allem sollte man nicht versuchen,
ihn anzufassen oder zu füttern." Hunde sollten in bekannten
Wolfsgebieten möglichst nah am Mensch bleiben. Frei laufende Hunde
können von Wölfen als Reviereindringling angesehen und vertrieben
werden. Ist der Hund jedoch nah beim Menschen, überträgt sich der von
ihm ausgehende Schutz automatisch auf den Hund.
Zwölf Jahre nach seiner Rückkehr nach Deutschland hat der Wolf nun
auch in die nördlichen Bundesländer zurückgefunden. Nahe dem
niedersächsischen Munster siedelte sich Ende Juli 2012 das 15.
deutsche Rudel an, in Schleswig-Holstein wurde zur gleichen Zeit ein
Wolfsrüde im Kreis Segeberg gesichtet. Nach Einschätzung des NABU
werden Wölfe langfristig in allen Flächenbundesländern vorkommen.
Der NABU begleitet die Rückkehr freilebender Wölfe nach
Deutschland seit acht Jahren mit Informationen und Forschung im
Rahmen des Projektes "Willkommen Wolf". Weitere Informationen unter
www.NABU.de/wolf. Fotos zum Wolf und Grafiken zu seinem
Fressverhalten zum kostenfreien Abdruck unter
www.NABU.de/presse/fotos/#wolf.
Originaltext vom NABU
NABU-Pressestelle, Telefon: 0 30.28 49 84-1510, -1722, -1952
Telefax: 0 30.28 49 84-2500, E-Mail: Presse(at)NABU.de
Pressekontakt:
Markus Bathen, NABU-Projektbüro Wolf, mobil 0172-6453537,
Markus.Bathen(at)NABU.de