(ots) -
Ishita Kaul (26) Tochter von Präsident der SOS-Kinderdörfer,
Siddharta Kaul, ist aktive Frauenrechtlerin in Indien und geht seit
dem brutalen Mord der 23-jährigen Studentin Jyoti Singh Pandey fast
täglich auf die Straße, um für Frauenrechte zu demonstrieren.
Braucht es einen Internationalen Frauentag?
Es ist wichtig, die Rechte von Frauen zu erkennen und zu
respektieren. Wenn ein Internationaler Frauentag als Mahnung dient
für das, was Frauen benötigen, wofür viele Frauen kämpfen und als ein
Symbol der Hoffnung für viele Frauen, denen weiterhin ihre Rechte
verwehrt werden, dann muss es diesen Tag geben. Wenn der Tag Menschen
überall auf der Welt bewegt, sich für die Rechte der Frauen
einzusetzen, hat er seinen Sinn voll erfüllt.
Fahren Sie nach dem Mord an Jyoti Singh Pandey - sie war nur ein
bisschen jünger als Sie selbst - hin und wieder Bus?
Ich fahre nie mit dem Bus in Delhi - aus gutem Grund. In London
hingegen fahre ich ohne Bedenken bei Tag und Nacht mit dem Bus. In
Delhi fahre ich U-Bahn, weil es dort einen Waggon gibt, in den nur
Frauen einsteigen dürfen. Dort fühle ich mich einigermaßen sicher.
Waren Sie selbst oder eine Freundin schon einmal in einer
bedrohlichen Situation?
Ich selbst noch nicht. Aber indische Frauen müssen seit vielen
Generationen mit diesen Verbrechen leben. Als eine Reaktion darauf
bewegen wir uns in der Öffentlichkeit extrem kontrolliert und
vorsichtig. Wir versuchen stets, die Aufmerksamkeit nicht auf uns zu
lenken.
Was muss sich in Indien unbedingt ändern?
Wir leben in einer geteilten Gesellschaft: Durch Religion, Kasten,
Vermögen und so weiter. Frauen und Männer sind nicht gleichgestellt.
In einigen Gegenden Indiens werden weibliche Babys sofort nach der
Geburt weggegeben oder getötet. Viele Föten werden abgetrieben,
sobald die Eltern wissen, dass es ein Mädchen wird. Dies wird nicht
verfolgt und bestraft, was nur einmal mehr zeigt, wie die indische
Gesellschaft mit dem weiblichen Geschlecht verfährt. In einigen
Gegenden, vor allem in Nordindien auf dem Lande, ist bereits so
weit, dass es viel mehr Männer als Frauen gibt. Die Männer finden
keine Ehefrauen mehr und so sind es sie, die die Mitgift bezahlen
müssen - es kehrt sich also um.
Wie können wir in Deutschland indische Frauen unterstützen?
Am wichtigsten sind meiner Meinung nach Programme, die Kindern und
Erwachsenen Werte vermitteln. Die SOS-Kinderdörfer unterstützen
Mädchen seit Jahrzehnten durch nachhaltige Schul- und Ausbildung. Im
Rahmen der SOS-Familienhilfe werden Frauen ausgebildet, beraten und
in ihren Rechten gestärkt.
Pressekontakt:
Louay Yassin
Pressesprecher
SOS-Kinderdörfer weltweit
Tel.: 089/179 14-259
E-Mail: louay.yassin(at)sos-kd.org
www.sos-kinderdoerfer.de