(ots) - Für die weltweite Chemieindustrie war das Jahr
2012 ein vergleichsweise schwaches Jahr für Übernahmen und Fusionen
(mergers and acquisitions, M&A). Angesichts großer wirtschaftlicher
Unsicherheit und erwarteter hoher Unternehmensbewertungen haben sich
viele Investoren zurückhaltend gezeigt und von Firmenzukäufen
abgesehen. Einer aktuellen Umfrage zufolge, die die
Unternehmensberatung A.T. Kearney im vierten Quartal in der
internationalen Chemieindustrie durchgeführt hat, wird das
M&A-Geschäft im Jahr 2013 wieder Fahrt aufnehmen. Angefacht wird der
Trend durch günstige Finanzierungskonditionen, eine fortdauernde
Konsolidierung in Asien und durch den Zugang zu kostengünstigen
Rohstoffen für die Unternehmen in den USA, Kanada und Mexiko. Nachdem
das Deal-Volumen im Jahr 2011 auf einen Gesamtwert von 151 Milliarden
US-Dollar angestiegen war, brach es 2012 auf 49 Milliarden US-Dollar
ein. Zurückzuführen ist dies auf geringere Deal-Volumina und ein
Ausbleiben großer Transaktionen. Im Jahr 2012 hatten die Top-Fünf
M&A-Geschäfte einen Gesamtwert von lediglich 12,7 Milliarden
US-Dollar - im Vergleich zu 44 Milliarden US-Dollar im Jahr 2011.
Auch die Multiples sind 2012 geringer ausgefallen, allerdings
befanden sie sich immer noch über Krisen-Niveau. Dr. Joachim von
Hoyningen-Huene, Principal in der Chemie und Öl Practice von A.T.
Kearney und Autor der Studie, erläutert: "Ein wichtiger Grund für die
geringe M&A-Aktivität im Jahr 2012 war die hohe Kaufpreiserwartung
der Verkäufer bei gleichzeitig konservativerer Einschätzung durch
Käufer bei einer gesamtwirtschaftlich sehr unsicheren Lage."
M&A-Aktivität konzentriert sich auf Asien, allerdings haben
US-amerikanische Investoren und Zielunternehmen wieder an Marktanteil
zugelegt
Mit einem Marktanteil von 43 Prozent waren die asiatischen Käufer
im Jahr 2012 am aktivsten. Zurückzuführen ist dies vor allem auf die
Konsolidierung der nach wie vor stark fragmentierten asiatischen
Märkte. Der Anteil nordamerikanischer Unternehmen hat - bei Käufern
wie bei Zielunternehmen - kontinuierlich zugelegt: Er ist von 17
Prozent im Jahr 2009 auf über 24 Prozent im Jahr 2012 angestiegen.
Auf sie entfielen 40 Prozent des gesamten Deal-Volumens mit einem
Gegenwert von 19 Milliarden US-Dollar.
(Petro-)chemische Unternehmen aus Entwicklungsländern gewinnen im
weltweiten M&A-Geschäft an Einfluss
Im Jahr 2012 stammten bereits 107 der Global Fortune
500-Unternehmen (entspricht 21 Prozent) aus Entwicklungsländern -
unter ihnen große petrochemische Unternehmen wie Sinopec (China),
Sabic (Saudi Arabien), Braskem (Brasilien), PTT (Thailand) und
Reliance Industries (Indien).
Thomas Rings, Partner und Leiter des weltweiten Beratungsbereichs
Chemie und Öl bei A.T. Kearney betont: "Die Umsätze von
Chemieunternehmen aus Entwicklungsländern sind in den letzten Jahren
rapide gestiegen. Zwar gründen sie immer noch vorrangig auf einem
enormen organischen Wachstum in den jeweiligen Heimatmärkten, jedoch
konnten wir auch bereits erste Investitionen in westliche Unternehmen
beobachten."
Käufer aus Petro- und Basischemie dominieren M&A-Geschäft durch
Rückwärts- und Vorwärtsintegration
An beinahe jedem zweiten Deal (47 Prozent) waren Käufer aus der
Petro- oder Basischemie beteiligt. Gemessen am Wert dieser
Transaktionen machte dieser Sektor sogar 66 Prozent aus. 55 Prozent
der gesamten M&A-Aktivität von Unternehmen der Petro- und Basischemie
zielten auf Firmen, die nicht Teil der Chemieindustrie sind. Die
Vorwärts- oder Rückwärtsintegration war in den letzten beiden Jahren
der häufigste Deal-Typus: von den branchenfremden Übernahmekandidaten
stammten 12 Prozent aus der Minen-und Ölbranche bzw. Gasgewinnung.
Befragung von Führungskräften der Chemieindustrie legt Belebung
nahe 55 Prozent der Befragten erwarten, dass das M&A-Geschäft 2013
wieder Fahrt aufnehmen wird. Fast zwei Drittel der Befragten erachten
die günstigen Finanzierungskonditionen als Haupttreiber hinter dieser
Entwicklung. Dies könnte bedeuteten, dass strategische Investoren
ihre wiedererlangte finanzielle Schlagkraft nutzen werden, um
regional zu expandieren.
Für die verschiedenen Regionen werden unterschiedlich hohe
Aktivitätslevel erwartet. Über 90 Prozent der Befragten erwarten eine
weitere Konsolidierung der stark fragmentierten asiatischen Märkte,
was die M&A-Aktivität in China, Indien und dem Rest Asiens anfachen
wird. Im Gegensatz dazu ist der Ausblick für Europa gemischt. 70
Prozent der Befragten erachten die wirtschaftliche Unsicherheit und
die Wirtschaftskrise als hinderlich. Für 57 Prozent der Befragten
stellt der Zugang zu kostengünstigen Rohstoffen in den USA, Kanada
und Mexiko einen Treiber für M&A-Aktivitäten im Jahr 2013 dar.
Führungskräfte erwarten Anstieg neuer Formen der Zusammenarbeit -
Treiber sind der Zugang zu Rohstoffen, Märkten und Technologien Mehr
als die Hälfte der Befragten erwartet eine Zunahme der
Kooperationsformen jenseits von M&A etwa in Form von Joint Ventures,
langfristigen Lieferabkommen und strategischen Allianzen.
Thomas Rings erläutert: "Wir sehen derzeit drei wesentliche
Treiber für neue Partnerschaftsmodelle: Zugang zu Rohstoffen, Märkten
und Technologien." Neue Partnerschaften werden sich vor allem im
Rahmen von Industrie-Neuansiedlungen in neuen Regionen entwickeln,
bei denen alternative Rohstoffe zum Einsatz kommen und sich der
Zugang zu herkömmlichen Rohstoffen mit technologischem Know-how bzw.
dem Zugang zu Märkten verbinden lässt.
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