(ots) - Jahns Luftschlösser
Wenn sich im November 2014 der Mauerfall zum 25. Mal jährt, werden
sich die Anfragen bei der Stasi-Behörde häufen. Mehr ehemalige
DDR-Bürger als sonst werden sich mit ihrer Vergangenheit
auseinandersetzen wollen, das liegt in der Natur des Jubiläumsjahres.
Für die Berliner Behörde dürfte der Ansturm im historischen Festjahr
zu einer Offenbarung werden, denn die Zukunft der mittlerweile
legendären Organisation droht einem politischen und planerischen
Wirrwarr zum Opfer zu fallen. Nicht unschuldig an diesem Chaos ist
Behördenchef Roland Jahn selbst.
Der ehemalige Regimekritiker hat viel vor, und er redet
vernehmlich darüber. Seit seinem Amtsantritt vor knapp zwei Jahren
orakelt er über schillernde Großprojekte, will etwa die Rolling
Stones auf dem Dach der ehemaligen Stasi-Zentrale in
Berlin-Lichtenberg auftreten lassen. Je näher das Verfallsdatum der
Behörde rückt, ab 2019 sollen die Spitzelberichte im Bundesarchiv
gelagert werden, desto lauter ruft Jahn seine Zukunftspläne in die
Welt hinaus. Es klingt wie Pfeifen im Walde.
Jahns Furcht ist berechtigt, denn die Zeit macht seine Behörde
überflüssig. Immer wieder diskutiert die Politik über eine
Schließung, allerdings nie zielführend. Sie sollte langsam zu
Ergebnissen kommen, denn bald werden alle Stasi-Akten erschlossen
sein. Was bleibt dann? Jahn baut Luftschlösser, um sein Haus zu
halten. Dabei ließe sich DDR-Geschichte inzwischen ohne eigene
Behörde aufarbeiten.
Cornelia Mönster
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