(ots) - Das waren schon beeindruckende, überraschende Bilder
gestern Abend - die selbst den Tausenden Menschen auf dem Petersplatz
offenbar zunächst die Sprache verschlagen haben: Bei allem sonst aus
Rom und dem Vatikan gewohnten Pomp steigt da ein Mann in der
schlichten weißen Soutane auf die Mittelloggia des Petersdoms, bittet
um einen guten gemeinsamen Weg und um ein Gebet für sich selbst -
Jorge Mario Kardinal Bergoglio.
Ein neuer Papst, der endlich nicht aus Europa stammt, sondern aus
Lateinamerika, dem Kontinent, in dem die katholische Kirche noch
ungleich lebendiger ist als in der "alten Welt". Er gibt sich den
Namen Franziskus I. nach dem Heiligen Franz von Assisi, der aus
wohlhabender Familie stammend sein Leben in Reichtum gegen eines in
Armut eintauschte. Demut und Bescheidenheit, und mit der
Namensnennung die Erinnerung an einen Heiligen, der sich dem Kampf
gegen die Ungleichheit verschrieben hatte und der 1219, mitten in der
Zeit der Kreuzzüge, Freundschaft mit Muslimen schloss und sich für
Frieden zwischen den Religionen einsetzte. Das sind schon starke
Zeichen, die der neue Papst gesetzt hat in einer Zeit, in der die
Armut und Ungleichheit und die Konflikte zwischen den großen
Weltreligionen zu den drängendsten Problemen gehören. Und sie sind
nicht aufgesetzt, sondern glaubhaft, denn Bergoglio gilt schon seit
langem als sozial und ökologisch engagierter "Kardinal der Armen".
Es ist natürlich zu früh, daraus Rückschlüsse für die Amtszeit von
Franziskus I. zu ziehen. Aber nach dem unerwarteten Rückzug Benedikts
XVI. und der damit einhergehenden Vermenschlichung des Papstamtes ist
diese Wahl ein weiterer Grund, guter Hoffnung zu sein. Denn sie
zeigt: Veränderungen, auch tiefgreifende, sind in der Katholischen
Kirche möglich.
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