(ots) - Hand aufs Herz: Wer empfand am Wochenende keine
Genugtuung darüber, dass die EU zur Rettung Zyperns den Bankkunden
auf der sonnigen Insel einen einmaligen Soli abverlangen will?
Endlich müssen nicht nur wir (wie immer) in die Tasche greifen,
sondern es wird auch denen in die Tasche gegriffen, die ihre
missliche Lage selbst verschuldet haben. Der zweite Gedanke könnte
gewesen sein: Wenn das bei Zypern geht, wann sind endlich auch die
Griechen, Spanier und jawohl auch die Italiener dran? Genau hier muss
schleunigst Stopp gerufen werden. Zypern ist in vieler Hinsicht ein
Sonderfall, nicht nur wegen seiner überschaubaren Größe und
Einwohnerschaft, sondern wegen der Tatsache, dass sich dort deshalb
enorm viel Geld aus sehr dunklen Quellen befindet, weil die Zyprer,
ohne viel zu fragen "Willkommen" gerufen haben. Es ist vor allem
dieses Geld, von dem man zehn Prozent nehmen soll - und darf. Die
kleinen Leute dürfen nicht bluten. Denn sie können nichts für die
Gier ihrer Politiker und Banker und deshalb ist ein Freibetrag für
Otto Normalsparer zwingend, will man die politischen Konsequenzen
dieses Tabubruchs in Grenzen - und auf Zypern beschränkt halten. Wer
das Modell hingegen auf Griechenland, Spanien und Italien übertragen
will, riskiert den Zusammenbruch des Bankensystems in Ländern, die
für das Fundament der EU unverzichtbar sind. Wer die Reichen dort zur
Kasse bitten will, muss das - zum Beispiel in Italien - mit einer
Vermögenssteuer tun und nicht mit einer Nacht- und Nebelaktion. Und
deshalb kann der geforderte "Zypern-Soli" keine Blaupause zur Lösung
der europäischen Schuldenkrise sein - so sehr viele von uns sich das
- zumindest ins geheim - wünschen würden.
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