(ots) - "Auch in meinem hohen Alter gehe ich immer noch
auf Demonstrationen. Weil mich immer noch eine maßlose Wut überkommt,
wenn ich lese, wie durch eine neoliberale Politik hemmungslos
Staatseigentum in Europa privatisiert wird", sagt Konstantin Wecker
im Interview mit der Philosophie-Zeitschrift HOHE LUFT (Ausgabe
3/2013 ab morgen im Handel). Der Liedermacher, der sich in all den
Jahren seiner künstlerischen Karriere auch immer politisch
engagierte, weiß: "Jeder Mensch hat einen wunden Punkt, etwas, das
einen wütend macht. Vielleicht ist es bei mir Ungerechtigkeit."
Doch nicht nur Ungerechtigkeit hat in der Vergangenheit zu Zorn
und Ärger bei dem "singenden Rebellen" geführt. Es schien fast so,
als wäre er mit dem Gefühl der Wut tief verbunden. "Ich kenne mich
als wütenden Menschen. Besonders in den Jahren als ich Drogen nahm,
gab ich mich diesem Gefühl hin. Es war eine Art Abwehrmechanismus:
Wenn ich mich bedroht fühlte, etwa weil ich eine Wahrheit nicht hören
wollte, reagierte ich mit Wut. Meine Mutter war damals eine der
wenigen, die mir ins Gewissen redete - und ich habe sie angebrüllt",
bekennt der gebürtige Münchner. "Was war ich für ein Zornpinkel!
Wegen jeder Kleinigkeit ging ich auf die Barrikaden." Die Geburt
seiner Söhne in den Jahren 1997 und 1999 hat ihn verändert. "Ich habe
gesehen, wie unglaublich ängstlich so kleine Kinder schauen können.
Das ließ mich erkennen, was eine laute Stimme für eine Waffe sein
kann", sagt der mehrfache Preisträger.
Mittlerweile hat der 65-Jährige ein gesundes und sogar
schöpferisches Verhältnis zu der starken Emotion: "Heute ist die Wut
für mich eine notwendige Voraussetzung, um Kunst zu machen", so der
Musiker. "Ich singe in einem Lied: 'Zwischen Zärtlichkeit und Wut tut
das Leben richtig gut'. Denn ich habe erkannt, dass die ganze
Bandbreite der Gefühle zum Leben gehört. Und dass es gut ist, wenn
man diese Gefühle zulässt", sagt Konstantin Wecker im HOHE
LUFT-Interview (www.hoheluft-magazin.de).
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