(ots) - Aussöhnung ohne Gesichtsverlust
Völlig überraschend kommt die Annäherung zwischen Israel und der
Türkei nicht. Sie hatte sich in den vergangenen Wochen bereits leise
angekündigt, fernab der medialen Aufmerksamkeit. Etwa, als die Türkei
darum bat, im Gazastreifen ein Krankenhaus errichten zu dürfen, und
Israel dies sowie die Lieferung des Baumaterials genehmigte. Diese
Geste machte bereits Hoffnung, dass sich die Beziehungen zwischen den
beiden Ländern normalisieren könnten. Die Eiszeit, die nach dem
israelischen Militäreinsatz gegen eine türkische Gaza-Hilfsflotte vor
drei Jahren angebrochen war, wurde ein wenig milder.
Dagegen sprachen zwar anhaltend markige Sprüche des türkischen
Premiers Recep Tayyip Erdogan, der nicht müde wurde, Israel als
terroristischen Staat zu bezeichnen. Doch weniger bekannte
Gegenbeispiele wie ebenjene Bitte um den Bau einer Klinik zeigen: Die
Türkei weiß, dass entspannte Beziehungen zu Israel unter
pragmatischen Gesichtspunkten von Vorteil sind.
Die Entschuldigung des israelischen Regierungschefs Benjamin
Netanjahu für den Einsatz gegen die türkische Flotte bietet Erdogan
nun die Chance, ohne Gesichtsverlust eine diplomatische Kehrtwende
einzuleiten. Dafür muss der türkische Premier jedoch künftig dringend
seine Rhetorik im Zaum halten. US-Präsident Barack Obama konnte sich
für diese überfällige Aussöhnung als Vermittler profilieren. Immerhin
ein positives Ergebnis seiner jüngsten Nahost-Reise.
Franziska Holthaus
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