(ots) - Märchen vom bösen Wolf
Auf den Blickwinkel kommt es an. Die öffentlichen Schulden in
Deutschland, einem 82 Millionen Einwohner zählenden Land, betragen
mehr als zwei Billionen Euro. Die Wirtschaft brummt, die Verschuldung
wird hingenommen, von Panik keine Spur.
Ganz anders die Situation in Zypern. Nur 800 000 Menschen leben
dort - allein Hamburg hat mehr als doppelt so viele Einwohner. Die
Panikattacken der Zyprer, die schon seit sieben Tagen nicht mehr an
ihr Geld kommen, sind verständlich. Schließlich erschrecken Tag für
Tag neue Hiobsbotschaften. Zypern ist ein Lehrbeispiel dafür, wie der
Bankensektor unter Duldung und Mitwirkung der Politik außer Kontrolle
geraten ist - und die vermeintlich notwendige Rettung überbewertet
wird.
Die ganze Euro-Zone spielt das Märchen vom bösen Wolf nach, der in
diesem Fall Staatspleite heißt. Zypern muss vergleichsweise läppische
5,8 Milliarden Euro auftreiben, um Hilfszahlungen von etwa zehn
Milliarden Euro zu erhalten. Dies sind keine systemrelevanten Summen.
Hat eigentlich schon jemand nachgerechnet, was die Politik des
billigen Geldes der Europäischen Zentralbank allein in Deutschland an
Vermögen vernichtet hat? Die Inflation frisst längst die jämmerlichen
Zinsen auf Geldanlagen. Diese Krisenpolitik wird klaglos hingenommen.
Also weiter so? Das ist einfach, aber der falsche Weg.
Berthold Hamelmann
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