(ots) - Es ist eine bittere Lektion, die Zypern hat lernen
müssen: Beim Kräftemessen mit Schäuble und Co saß man von vornherein
am kürzeren Hebel. Es ist tragisch, wie sich die Regierung des neuen
Präsidenten Anastasiades darüber täuschen konnte. Angesichts der
Entrüstung ihrer Bürger über den geplanten Zugriff auf die Konten
kleinerer Sparer fühlte sie sich in der Lage, den Euro-Großkopferten
die Stirn zu bieten und den gesamten Deal zu stornieren, dem sie in
Brüssel selbst zugestimmt hatte. Es war ein aussichtsloses
Unterfangen: Der Gedanke, Zypern in die Pleite trudeln zu lassen,
hatte für die Euro-Partner an Schrecken verloren, nachdem die
Repräsentanten des Inselchens ihren unsoliden Budenzauber inszeniert
hatten. Das Interesse der Troika - zu zeigen, dass man es ernst
meint, und das notfalls durch ein abschreckendes Beispiel zu
bekräftigen - überwog. Die Erkenntnis hat allzu lange gebraucht, sich
durchzusetzen. Das ist nicht nur die Schuld der störrischen Zyprer,
sondern es ist auch mangelnder politischer und sozialer Umsicht der
Euro-Dirigenten in Brüssel, Frankfurt und den EU-Hauptstädten
geschuldet. Zeit wurde vertan, Vertrauen wurde zerstört - und es
wurde abgelenkt von einem weitaus schwierigeren Sanierungsfall, der
den Krisenmanagern jetzt vor die erschöpften Füße fallen wird:
Italien.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion(at)waz.de