Essen, 20.03.2013 – Der Berufsverband DIE FÜHRUNGSKRÄFTE – DFK hat in einer aktuellen Studie die Beanspruchung durch die Nutzung digitaler Kommunikationsmittel näher untersucht. Dabei wurden rund 1.000 Führungskräfte im Mittelmanagement befragt – mithin diejenigen, die beides sind: Auf der einen Seite mitverantwortlich und auch Vorbild für den Umgang mit Handy & Co. für ihre Mitarbeiter, aber zugleich selbst betroffen von der Möglichkeit ständiger Erreichbarkeit.
(firmenpresse) - Die Antworten zeigten die Entgrenzung zwischen Arbeit und Freizeit im Mittelmanagement deutlich: Knapp 90% der Führungskräfte gaben an, dass sie unter der Woche abends regelmäßig außerhalb der Dienstzeiten direkt für Ihr Unternehmen erreichbar sind. Über 70% sind dies regelmäßig am Wochenende, 58% im Urlaub.
Eine große Mehrheit (64%) gab an, dass dies von ihnen als Führungskraft unausgesprochen erwartet werde. Mit dem Vorgesetzten ausdrücklich so vereinbart ist dies so gut wie nie. „Das verwundert nicht: Offensichtlich funktioniert das auch ohne Absprache im Sinne der Unternehmen. Hier ist insbesondere die Eigenverantwortung der Führungskräfte gefragt. Die Führungsaufgabe kann es durchaus erfordern, auch in der Freizeit erreichbar zu bleiben. Das kann aber keine Dauerlösung und kein Dauerzustand sein. Auch für Führungskräfte gibt es keine Verpflichtung zu ständiger und unbeschränkter Verfügbarkeit“, so Dr. Ulrich Goldschmidt, Hauptgeschäftsführer des DFK.
Einig sind sich die Führungskräfte darin, dass die digitalen Kommunikationsmöglichkeiten zu mehr Flexibilität im Job beitragen. Allerdings glauben nur knapp 40% an eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben durch die modernen Kommunikationsmöglichkeiten.
So verwundert es nicht, wenn rund zwei Drittel der befragten Führungskräfte an eine höhere gesundheitliche Belastung glauben. Eine große Mehrheit sieht die Gefahr, nicht mehr abschalten zu können. Die dauernde Beschäftigung mit der Arbeit wird dadurch für viele zum Problem.
Die Unternehmen sind derzeit jedoch noch weit entfernt davon, auf das Problem zu reagieren. 81% der befragten Führungskräfte sehen keine Maßnahme ihres eigenen Unternehmens, um die ständige Erreichbarkeit einzuschränken. Nicht einmal jeder Zehnte gab an, dass an die Mitarbeiter appelliert würde, noch weniger erleben Appelle an die Vorgesetzten. Klare, betriebsinterne Regelungen sind noch seltener. Arbeitsvertragliche Regelungen oder die zuletzt vielzitierten technischen Vorkehrungen (z.B. Unterdrückung der E-Mail-Zustellung nach 18 Uhr) gibt es so gut wie gar nicht (unter 2 %).
Hier ergibt sich eine deutliche Diskrepanz zwischen der öffentlichen Debatte und der betrieblichen Realität. Immerhin: Von den wenigen Befragten, die eine solche Maßnahme in den Unternehmen kennen, meinen 85%, dass diese (zumindest zum Teil) erfolgreich sei. Im Sinne der Mitarbeiter lohnt es sich also, hier weiterzudenken. Als teilweise erfolgreich stuften die Befragten ebenfalls ein: Appelle an die Mitarbeiter (51%), Appelle an die Vorgesetzten (35%), betriebsinterne Regelungen (30%).
Leider sind aber kaum Maßnahmen in dieser Richtung in Planung: Nur in einem Bruchteil der Unternehmen ist bekannt, dass derzeit (weitere) Maßnahmen zur Entlastung der Mitarbeiter außerhalb der Dienstzeiten geplant sind.
Aus Sicht eines Großteils der Führungskräfte sollte es aber Klarheit hinsichtlich der Erreichbarkeit außerhalb der Dienstzeiten geben. Hierbei favorisieren die Führungskräfte unternehmensinterne bzw. betriebliche Beschränkungen (42%) oder zumindest Absprachen mit dem direkten Vorgesetzten (24%). Einig sind sich aber die Befragten, dass solche Regelungen dann auch für die Führungskräfte selbst gelten sollten. Gesetzliche Regelungen (z.B. im Arbeitszeitgesetz) halten sie für nicht zielführend.
„Wir brauchen mehr Achtsamkeit im Umgang mit den digitalen Medien. Die Studie zeigt, dass die Führungskräfte sich dessen bewusst sind und dies als einen wichtigen Faktor für die Gesunderhaltung am Arbeitsplatz sehen. Eine Umsetzung in den Unternehmen kann aber nur funktionieren, wenn dies auch von den Vorgesetzten bis in die oberen Führungsetagen deutlich gemacht wird“, so Sebastian Müller, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer im DFK und verantwortlich für diese Studie. „Nur so wird man in der Praxis diese Stress-Risiken eindämmen und zu einem Arbeitsschutz kommen, der auch die psychische Gesundheit erfasst.“
Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit der Barmer GEK im Arbeitskreis „Gesundheit im Unternehmen“ des Berufsverbandes DIE FÜHRUNGSKRÄFTE - DFK unter Beteiligung von Vertretern Leitender Angestellter verschiedener Unternehmen erarbeitet.
Über DIE FÜHRUNGSKRÄFTE
Der Berufsverband DIE FÜHRUNGSKRÄFTE (DFK) ist die branchenübergreifende Stimme der Führungskräfte in Deutschland. Der Berufsverband vertritt bundesweit rund 25.000 Führungskräfte des mittleren und höheren Managements auf politischer und wirtschaftlicher Ebene. Kernthemen sind dabei Arbeitsrecht und Arbeitsmarktpolitik, Sozialrecht und Sozialpolitik, Steuer- und Bildungspolitik sowie Umweltthemen. Darüber hinaus besetzt der Verband Branchenthemen u.a. aus den Bereichen Energie, Metall/Elektro, Stahl, Telekommunikation, Finanzen und Versicherungen. Die Mitglieder erhalten eine umfassende Unterstützung auf ihrem Karriereweg z.B. in Form von juristischer Beratung und Vertretung, vielfältigen Weiterbildungsangeboten und aktuellen Informationen aus dem Berufsleben. Zudem bietet der DFK über seine Regional- und Fachgruppen ein gut gepflegtes und weit verzweigtes Kontaktnetzwerk. Der Berufsverband ist in 21 Regionalgruppen unterteilt und hat seine Hauptgeschäftsstelle in Essen. Weitere Geschäftsstellen sind in Köln, Frankfurt, Hamburg, München und Stuttgart. In Berlin ist der Berufsverband mit einer Hauptstadt-Repräsentanz vertreten.
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