Dem angeblich bekanntesten Bürgermeister Deutschlands, dem Neuköllner Bürgermeister Heinz Buschkowsky, wurden gleich mehrere Ghostwriter angedichtet, die sein umstrittenes Buch „Neukölln ist überall“ verfasst haben sollen. Geht es nach den Medien, haben wir alle Ghostwriter.
(firmenpresse) - (Berlin) Eine Klage des Berliner „Tagesspiegel“ gegen den angeblich bekanntesten Bürgermeister Deutschlands, den Bürgermeister des Berliner Bezirks Neukölln Heinz Buschkowsky, sollte zutage fördern, dass Heinz Buschkowsky für das Verfassen seines Buches „Neukölln ist überall“ Ghostwriter hatte, womöglich sogar vom Bezirk bezahlte Ghostwriter.
Vor einigen Tagen hat das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg Herrn Buschkowsky zur Auskunft verurteilt, ob, und wenn ja, in welchem Umfang er für das Verfassen seines Buches Helfer seines Bezirksamts in Anspruch genommen hat. Vier Zuarbeiter sollen es gewesen sein.
So weit, so gut. Diese ganze Angelegenheit hat auch aber Kurioses, Irritierendes mit zutage gefördert. So darf sich auch ein Bürgermeister nach getaner Arbeit z. B. abends nicht noch ein paar Minuten oder gar Stunden für private Dinge in seinem Amtsraum aufhalten. Private Hardware darf in einem Bürgermeister- oder Bezirksamt nicht verwendet werden, öffentliche Hardware für private Zwecke auch nicht. Nebentätigkeiten gleich welcher Art müssen nicht nur angezeigt werden, wie Herr Buschkowsky meint, sondern sogar genehmigt werden, wie die Berliner Senatsverwaltung behauptet. Jeder Beamte, der in seiner Freizeit Gedichte schreibt, seine Memoiren, die Zustände seines Arbeitsplatzes als Sachbuch zu Papier bringt oder zu Hause musiziert und insgeheim hofft, dass er einmal schön und reich davon werde oder zumindest vielleicht auch einmal davon leben könne, wenigstens teilweise, muss das der oberen Behörde anzeigen, egal, was daraus wird? Das ist grotesk, um es gelinde auszudrücken.
Diese Forderungen nach einem solchen Gutmenschentum machen unwohl. Sie sind lebensfremd. Das Ganze erinnert auch an die grüne Landesregierung in Baden-Württemberg, deren Umweltministerium jetzt „vorbildlich“ sein solle (Soldt 2013).
Und aktuell wird wirklich jedem ein Ghostwriter angedichtet. „Mit dem System ‚Dreck werfen, es wird schon etwas hängen bleiben‘ muss ich wohl leben“, hat Herr Buschkowsky dazu gesagt (Wensierski/Buschkowsky 2013). Wohl wahr, auch akademische Ghostwriter müssen mit diesem System leben.
Das Ganze mit den Ghostwritern wird langsam lächerlich. Finden unsere Journalisten keine anderen Themen mehr?
Harald Bahner
Quellen dieser News:
Soldt, Rüdiger: Klick dich zur Zivilgesellschaft. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 16.03.2013, S. 5
Wensierski, Peter / Buschkowsky, Heinz: Ghostwriter-Vorwurf gegen Buschkowsky: „Völliger Quark“ (Interview). In: Der Spiegel vom 18.01.2013, spiegel.de/politik/deutschland/neukoelln-ist-ueberall-heinz-buschkowsky-weht-sich-gegen-vorwuerfe-a-878396.html (Stand 24.03.2013)
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