(ots) - Zeichen der Verunsicherung
Frankreich, das Land der Aufklärung, der großen Denker, die mit
ihren Schriften einst Europa den Weg in die Moderne bereiteten, hat
ein Problem: Den nächsten Schritt vorwärts will ein großer Teil der
Gesellschaft nicht mittragen. Die Menschen, die als Gegner der
gleichgestellten Homo-Ehe und eines Adoptionsrechts für
gleichgeschlechtliche Paare seit Monaten auf die Straßen gehen, sehen
diesen Vorstoß nämlich keinesfalls als Schritt nach vorne oder auch
nur in die richtige Richtung an. Ihre ablehnende Haltung mag noch so
kritikwürdig sein: Sie ist ernst zu nehmen.
Denn die Vehemenz des Protestes zeugt von einer tiefen
gesellschaftlichen Verunsicherung. Wo Werte wegbrechen und die Welt
immer schnelllebiger und komplexer wird, suchen Menschen nach
Stabilität - und finden sie zum Beispiel in der scheinbar
naturgegebenen Gesetzmäßigkeit, dass eine Familie aus Vater, Mutter
und Kind zu bestehen hat, selbst wenn dies schon lange nicht mehr der
Realität entspricht.
Dies ist kein französisches Phänomen, sondern auch aus Deutschland
bekannt. Und es ist kaum anzunehmen, dass die US-Amerikaner
gleichgültig reagieren, sollte das höchste Gericht nun seine
Zustimmung zur Homo-Ehe geben.
Gesellschaftliche Veränderungen geschehen weder von heute auf
morgen noch automatisch durch ein Gesetz. Sie brauchen Zeit und einen
Wandel in den Köpfen. Das gilt besonders bei einem emotionalen Thema
wie der Homo-Ehe.
Franziska Holthaus
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