(ots) - Die Deutschen, die andere Nationen finanziell
"erwürgen", mit ihrem "Hegemoniestreben" die Partner verschrecken und
ihnen oberlehrerhaft vorschreiben wollen, wie ihr "Geschäftsmodell"
gefälligst auszusehen hat. Das sind harte Worte an die Adresse der
Bundesregierung, wie sie in den letzten Monaten oft aus Athen, Rom
oder Nikosia zu hören waren. Doch diesmal ist es anders. Denn die
Vorwürfe kommen nicht von den üblichen Verdächtigen aus Südeuropa,
sondern aus Luxemburg, weltweit geschätzter Finanzplatz und weit
entfernt von südlicher Hoppla-hopp-Mentalität. Die unverhohlene
Attacke des luxemburgischen Außenministers ist ein neues, ernst zu
nehmendes Alarmsignal: Die Euro-Politik Merkel'scher Prägung droht
Europa zu spalten. In Griechenland verkörpert die Bundeskanzlerin die
drastischen Auflagen der EU, die vielen Rentnern, Sparern und
Arbeitern in Hellas schmerzhafte Einbußen bescheren. In Italien wurde
Premier Monti von den Wählern geradezu abgestraft, weil er mit seinem
Sparkurs als Marionette der Deutschen galt. Und in Zypern entlud sich
der Zorn der Menschen, die um ihre Ersparnisse bangen, in blankem
Hass auf die Deutschen. Was ist - abseits absurder und geschmackloser
Nazi-Vergleiche - dran an der Kritik? Richtig ist: Die Regierung
Merkel hat die Krisenstaaten lange einseitig zum Sparen, Kürzen und
Streichen gedrängt und damit soziale Verwerfungen in den Ländern in
Kauf genommen. Die negativen Auswirkungen eines beinharten Sparkurses
auf Wirtschaft und Arbeitsmarkt der ohnehin angeschlagenen
Volkswirtschaften hat sie ausgeblendet oder zumindest unterschätzt.
Oft als belehrend und arrogant empfundene Kommentare aus Berlin taten
ein Ãœbriges. Berlin hat zugestimmt, als Griechenland und Zypern den
Euro bekamen. Ob diese Länder damals wirklich reif waren für die
Gemeinschaftswährung - das ist heute vergossene Milch. Die deutsche
Wirtschaft boomt wegen des Exports, auch nach Südeuropa. Euro-Land
muss sich als Schicksalsgemeinschaft verstehen, will man in der
globalisierten Welt eine starke Rolle spielen. Dazu gehört
Solidarität.
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