(ots) -
- Innerstädtisches Frachtaufkommen nimmt weiter zu
- Ohne Ladungskonsolidierung droht Verkehrsinfarkt
- Probleme der Städte eröffnen Logistikern neue Marktchancen
- Komplettlösungen für moderne City-Logistik schaffen enormes
zusätzliches Umsatzpotenzial
Großstädte sorgen mit ihrem starken Bevölkerungs- und
Wirtschaftswachstum auf der ganzen Welt für ein immer höheres
Frachtaufkommen. Vielerorts droht der Verkehrsinfarkt. Gleichzeitig
stehen Stadtverwaltungen unter Druck, die innerstädtische CO2-,
Feinstaub- und Lärmbelastung drastisch zu reduzieren. Moderne
City-Logistik heißt deshalb das Gebot der Stunde. Hohe Effizienz
versprechen Komplettlösungen rund um die Vorkonsolidierung der Waren
außerhalb der Stadtgrenzen. Dies eröffnet Logistikdienstleistern
immense neue Marktchancen. Wem es gelingt, die Herausforderungen der
Stadtverwaltungen, aber auch ihre Arbeitsweisen zu verstehen und
entsprechend passgenaue Lösungen zu entwickeln, kann pro Jahr
weltweit zusätzliche Einnahmen von rund 24 Milliarden Euro
generieren. Das sind Ergebnisse der jüngsten Oliver Wyman-Analyse
"B2City: Zur Zukunft des städtischen Güterverkehrs".
Die Städte wachsen unaufhörlich. Derzeit gibt es weltweit mehr als
800 Agglomerationen mit mehr als einer Million Einwohnern. Alle drei
Monate überschreitet eine weitere Großstadt die
Fünf-Millionen-Grenze. Und im Jahr 2050 werden voraussichtlich 70
Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben. Derzeit sind es 51
Prozent. Mit dieser Entwicklung einher geht die rasante Zunahme des
Güterverkehrsaufkommens. Aktuell stellt allein die Versorgung der
fast zwei Milliarden Menschen in den derzeit 800 größten
Ballungsgebieten der Welt für Logistikdienstleister ein
Umsatzpotenzial von 66 Milliarden Euro dar. Im Jahr 2015 werden es
bereits 80 Milliarden Euro sein. Ohne Gegenmaßnahmen werden dann drei
Millionen LKWs in den Städten unterwegs sein, die täglich mehr als
200 Millionen Tonnenkilometer absolvieren, um Waren auszuliefern und
zu verteilen. "Insgesamt müssen die großen Städte schon in sieben
Jahren mit rund einer Million zusätzlicher LKWs klar kommen", erklärt
Michael Lierow, Partner bei Oliver Wyman. "Ohne neue Konzepte ist der
Verkehrsinfarkt vorprogrammiert."
LKWs als "Moving Bottlenecks"
Der aktuellen Oliver Wyman-Analyse zufolge finden in deutschen
Innenstädten bereits heute insgesamt etwa 160.000 Auslieferungstouren
pro Tag statt. Weltweit drängen täglich 2,5 Millionen LKWs durch
Megacitys wie New York, Istanbul, Kairo oder Mumbai. Die Trucks
machen zwar häufig nur 20 bis 30 Prozent des Stadtverkehrs aus,
sorgen aber zu Stoßzeiten in vielen Städten immer noch für etwa 80
Prozent der innerstädtischen Staus - die gefürchteten "Moving
Bottlenecks". Hinzu kommt, dass die meisten LKWs im Schnitt nur zur
Hälfte beladen sind, wenn sie in die Städte einfahren. Einrichtungen
wie Hotels, Krankenhäuser oder Einkaufszentren werden so jeden Tag
von vielen, teils halbleeren Transportern angefahren, was zu
überfüllten Laderampen und verstärkten Staus führt.
Die Situation wird sich weiter zuspitzen. Zum einen wird sich
aufgrund des wachsenden Personen- und Güterverkehrs in den kommenden
30 Jahren der Bedarf an Straßenkapazität in den Städten
vervierfachen. Aus Platz- und Kostengründen aber lassen sich die
innerstädtischen Verkehrswege häufig nicht ausbauen. Zum anderen gilt
es, Klimaziele wie die Reduzierung der Treibhausgas- und
Feinstaubemissionen zu erreichen und zugleich einen störungsfreien
Verkehrsfluss zu gewährleisten. Nach den Vorgaben der EU-Kommission
hat der innerstädtische Verkehr in Europa 2050 komplett CO2-neutral
zu sein. Schon bis 2030 soll eine nahezu emissionsfreie Stadtlogistik
erreicht werden.
Städte unter Zugzwang
Vor diesem Hintergrund wächst der Druck auf die Städte,
nachhaltige Lösungen für die Transportinfrastruktur zu finden. Was
für den Personennahverkehr bereits vielerorts geregelt ist, fehlt für
den innerstädtischen Frachtverkehr gänzlich. Mit regulatorischen
Maßnahmen allein - einer City-Maut oder Umweltzonen ähnlich - werden
die Stadtverwaltungen schnell an ihre Grenzen stoßen. Moderne
City-Logistik ist gefragt. Es gilt, den innerstädtischen Güterverkehr
durch gezielte Planung und Steuerung im Rahmen einer
Ladungskonsolidierung vor den Stadtgrenzen effizienter und
schadstoffarmer zu machen.
Dies bringt die Logistikdienstleister ins Spiel. In ihren Reihen
ist die Idee, Waren vorkonsolidiert in Städten auszuliefern, nicht
neu. Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit haben sich einige Anbieter
bereits in Eigenregie mit ersten Ansätzen versucht, ohne damit aber
entscheidende Durchschlagskraft zu erzielen. Dies könnte sich
drastisch ändern, wenn die Logistikdienstleister mit den
Stadtverwaltungen an einem Strang ziehen. Voraussetzung dafür ist,
dass sie sich mit den Herausforderungen der Städte auseinandersetzen
und sich auf ihre Arbeitsweisen und geschäftlichen Modalitäten
einstellen, die sich von denen in Unternehmen der Realwirtschaft klar
unterscheiden. "Stadtverwaltungen haben andere Abläufe bei der
Auftragsvergabe, andere Entscheidungsprozesse und eine andere
Risikoeinstellung", so Lierow. "Logistikdienstleister müssen diese
Unterschiede verstehen und ihr Vorgehen danach ausrichten."
Logistiker müssen umdenken
Im zweiten Schritt sind die richtigen Lösungen notwendig, etwa
Komplettlösungen für die Ladungsvorkonsolidierung außerhalb der
Stadtgrenzen. Diese beinhalten Planung, Bau und Betrieb von
Konsolidierungszentren "auf der grünen Wiese" als Sammelstelle für
die LKWs, Trennung bestimmter Warengruppen, Kommissionierung auf
Palettenebene in der Reihenfolge der Auslieferung und ein
Standardlabeling sowie ein IT-System für Umschlag, Routenplanung und
Abrechnung. Weiterer wesentlicher Faktor ist der Einsatz der LKWs.
Erfolgt die Anlieferung in engen Altstädten oder müssen Straßen und
Brücken mit begrenzter Belastbarkeit passiert werden, sind kleinere
LKWs effizienter als beispielsweise 7,5-Tonner. Noch nachhaltiger ist
die Nutzung von Elektro-Trucks. Werden für den innerstädtischen
Gütertransport kleine und umweltfreundliche E-Trucks eingesetzt,
müssen LKWs in Städten an die 50 Millionen Kilometer weniger
zurücklegen.
Um den Erfolg der Konzepte sicherzustellen, müssen die Städte die
Rahmenbedingungen schaffen, sprich: interne Planungsstellen und
Kontrollinstanzen einrichten sowie Flächen für die
Konsolidierungszentren zur Verfügung stellen. Die
Logistikdienstleister wiederum müssen umdenken, proaktiv an die
Städte herantreten und in enger Zusammenarbeit mit Stadtverwaltung,
IT-Dienstleistern und Automobilherstellern passgenaue Lösungen für
eine effiziente, klimaschonende innerstädtische Güterauslieferung
entwickeln.
Neue Marktchancen konsequent nutzen
Mit moderner City-Logistik erzielen Städte und
Logistikdienstleister eine klassische Win-Win-Situation. So führen
entsprechende Konzepte zu einer Reduzierung der CO2-Belastung durch
den Güterverkehr um 30 bis 40 Prozent. Dies entspricht vier bis sechs
Millionen Tonnen Kohlendioxid weniger pro Jahr. Zugleich ließe sich
der Verkehrsfluss in vielen Städten um bis zu 40 Prozent optimieren.
Für Logistikdienstleister entsteht ein ganz neuer Markt mit einem
enormen Umsatzpotenzial. Schon heute winken weltweit zusätzliche
Einnahmen von rund 24 Milliarden Euro pro Jahr. Dennoch sind Angebote
für den konsolidierten Frachtverkehr in Ballungsgebieten bislang rar.
"Es ist höchste Zeit, dass Logistiker die Städte als Kunden gewinnen
und die Marktchancen konsequent nutzen", mahnt Lierow. "Schon 2010
hätten sie in den Megacitys rund 20 Milliarden Euro zusätzlich
umsetzen können. Wer jetzt nicht handelt, dem entgeht Jahr für Jahr
ein Riesengeschäft."
ÃœBER OLIVER WYMAN
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