(ots) - Hätte der junge Mann nicht die Möglichkeit, atomar
bestückte Raketen starten zu lassen, man könnte ihn als kleinen
Jungen abtun, der durch besonders lautes Geschrei auf sich aufmerksam
machen will, weil er sich vernachlässigt fühlt. Doch Kim Jong Un,
seines Zeichens zur Zeit Inhaber der Macht in Nordkorea, will nicht
in den Arm genommen werden und versichert bekommen, dass keiner ihm
böse will. Vielmehr will er den vielen alten Männern in ihren
ordensgeschmückten Uniformen und riesigen Mützen beweisen, dass er
weit mehr ist, als nur der pausbäckige Sohn und Enkel derer, die das
Land Jahrzehnte mit eiserner Faust in die Isolation geführt haben.
Nur so nämlich hat er eine reelle Chance von ihnen nicht nach Hause
geschickt zu werden. Je bedrohlicher er mit den Muskeln spielt, desto
länger wird er an der Macht bleiben. Kim Jong Un auf den Pfad der
Vernunft und Einsicht zu führen, kann also nicht gelingen, indem man
vor Koreas Küste Kriegsschiffe patrouillieren und Kampfbomber
entlangfliegen lässt. Der einzige Ausweg aus diesem von außen so
bizarr wirkenden, aber bei näherem Hinsehen sehr wohl
nachvollziehbaren Szenario liegt darin, dass China und Russland
endlich Verantwortung übernehmen für das, was sie seit über 60 Jahren
gefördert haben und bis heute dulden. Doch statt gemeinsam energisch
Schluss zu rufen, wozu man sehr wohl die Macht hätte, hört man
zumindest bisher nur diplomatische Allgemeinplätze. Es wird dem Rest
der Welt, vor allem den USA und Südkorea, also nichts anderes übrig
bleiben, als stoisch Ruhe zu bewahren und zu hoffen, dass dem jungen
Mann in Pjöngjang nicht die Nerven durchgehen bei dem Versuch, die
alten Männer in den grünen Uniformen von sich zu überzeugen.
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