(ots) -
Mehr denn je heißt es, in den wechselnden Krisen- und
Katastrophengebieten dieser Welt, schnelle Hilfe aus der Luft zu
gewähren. Die gemeinnützige Vereinigung "Luftfahrt ohne Grenzen"
sorgt seit nunmehr zehn Jahren dafür, dass weltweit sofort und
effizient geholfen wird, wo Hilfe nottut. Das ginge nicht ohne die
tatkräftige Hilfe der Unternehmen der deutschen
Luftfahrtindustrie, die mit Flugzeugen und Spenden stets "standby"
sind, um dringend benötigte Hilfsgüter in alle Welt zu
verfrachten. Oder anders: Die Luftfahrt hat ein einzigartiges
Potenzial, um Bedürftigen schnellstmöglich zu helfen.
Dieser Tage erst ist er zurückgekommen aus der Türkei, aus dem
Flüchtlingslager Osmaniye nahe der südöstlich gelegenen Grenze zu
Syrien. Ulf Merbold hat immer noch die Ärzte dieses Flüchtlingslagers
für 9.000 Syrer vor Augen: "Sie haben regelrecht geweint vor Freude,
dass wir ihnen auch die dringend benötigten Medikamente und knapp
gewordenes OP-Material gebracht haben." Ulf Merbold, 71, der erste
Bundesbürger, der 1983 als Astronaut auf Spacelab-Mission ins All
startete, hat sich heute viel erdnäherer Herausforderungen
angenommen. Als Ehrenpräsident des gemeinnützigen Vereins "Luftfahrt
ohne Grenzen" reist er in der Rolle des Botschafters dieser
Hilfsorganisation regelmäßig um die Welt, in jene
Katastrophengebiete, wo erste Hilfe am schnellsten auf zwei Schwingen
ankommt und unter den Notleidenden verteilt werden kann.
Ende Februar erst hat die Unternehmenstiftung von Airbus, die
Airbus Corporate Foundation, zusammen mit Luftfahrt ohne Grenzen
(LOG) erneut 100 Tonnen Hilfsgüter im Wert von 1,2 Millionen Euro von
Frankfurt nach Adana gebracht, dessen Flughafen gerade mal hundert
Kilometer vom Lager Osmaniye entfernt liegt. Dazu wurde ein
Frachtflugzeug A310-F von Turkish Airlines genutzt, bereitgestellt
von der gemeinnützigen Airbus-Stiftung, und ein weiterer
Airbus-Frachter von LOG gechartert. In beiden Flugzeugen verstaut:
Medikamente für 50.000 Menschen, 100.000 Babymahlzeiten, 60.000
Windeln, 150.000 OP-Masken, dazu Matratzen, Winterjacken, Decken,
Kinderkleidung, Schuhe und Bettzeug. Am Zielflughafen wurden die
Hilfsgüter an den türkischen Roten Halbmond übergeben, der die
weitere Verteilung übernahm. Die humanitäre Hilfsgüter-Fracht wurde
von deutschen Unternehmen als Sachspenden zur Verfügung gestellt, und
weitere dringend benötigte Artikel konnten mithilfe von
Spendengeldern dazugekauft werden. Auch die Bundesregierung hat die
Mission über das Auswärtige Amt in Berlin unterstützt. "Immerhin
beherbergt die Türkei inzwischen 180.000 syrische Flüchtlinge, für
die täglich Unterstützungsleistungen von 1,8 Millionen US-Dollar
notwendig sind", so Merbold. "Da ist jegliche Hilfe aus dem Ausland
hochwillkommen, zumal der Exodus aus dem benachbarten
Bürgerkriegsland Syrien nicht abreißt."
Ob Flüchtlingselend oder Naturkatastrophen - wenn schnelle Hilfe
auch in entlegenen Winkeln der Erde nottut, bietet die Luftfahrt die
effizienteste Art, um Hilfsgüter in die Krisengebiete zu
transportieren. Dabei hat Luftfahrt ohne Grenzen im wahrsten Sinne
des Wortes klein angefangen. Genau gesagt, auf der "Flying M Ranch"
des Hotelerben und Milliardärs Barron Hilton in Nevada. Zur Feier des
Barron-Hilton-Segelfliegercups waren 2002 auch Ulf Merbold und der
Journalist und Buchautor Frank Franke geladen. Die beiden
beschlossen, nach dem französischen Beispiel der "Aviation Sans
Fronitières" (ASF) ein deutsches Pendant zu gründen. 2003 wurde die
Luftfahrt ohne Grenzen mit Sitz in Frankfurt am Main ins Leben
gerufen, finanziell und materiell vom langjährigen ASF-Sponsor EADS
unterstützt. "Gedacht war anfangs nur daran, schwerkranke Kinder aus
Drittweltländern nach Deutschland zu fliegen, um ihnen in einer
deutschen Klinik die dringend benötigte Operation zu ermöglichen",
erinnert sich Merbold. "Aber dann fegte am zweiten Weihnachtsfeiertag
2004 der verheerende Tsunami über Südasien, und wir sahen, dass in
solchen Katastrophenfällen noch ganz andere, weit umfangreichere
Hilfe nötig ist", so Merbold weiter.
Kranken Kindern weltweit hilft LOG zwar nach wie vor, aber
Katastropheneinsätze dominieren heute die Aktivitäten der
gemeinnützigen Organisation: Ob der Hurrikan Katrina an der
US-Golfküste, ob die Erdbeben in Haiti oder die Überschwemmungen in
Bangladesch und Pakistan - Luftfahrt ohne Grenzen wurde und wird
sofort aktiv. LOG-Ziel ist die Förderung von Hilfsorganisationen in
aller Welt - nicht nur in Form von materiellen Spenden, sondern auch
durch die Organisation und Koordinierung des Transports von Menschen
und Hilfsgütern mit dem Flugzeug und unterstützt durch ein
vielfältiges Netzwerk von Privatpersonen, Firmen und
Fluggesellschaften sowie Flugzeugherstellern wie Airbus oder
Eurocopter. "Die grundlegende Idee hinter Luftfahrt ohne Grenzen ist
einfach und effizient: Wir nutzen die verfügbaren
Lufttransportkapazitäten, um Hilfsgüter selbst an die entlegensten
Orte der Welt zu bringen" sagt LOG-Sprecher Frank Franke. "Das zeigt
aber auch, dass die Luftfahrt ein unglaubliches Potenzial hat, um
Bedürftigen zu helfen."
Ein Potenzial, das auch die Luftfahrtindustrie kostenlos für den
guten Zweck zur Verfügung stellt. So hat die Airbus-Stiftung seit
ihrer Gründung im Dezember 2008 weltweit bereits 32 Hilfsflüge
ermöglicht, gestützt auf ein globales Netzwerk von Fluggesellschaften
und Hilfsorganisationen. Nicht zuletzt bieten sich Überführungsflüge
neuer Maschinen an die jeweiligen Fluggesellschaften in aller Welt
an, um im Bedarfsfall Hilfsgüter mit an Bord zu nehmen. Wie etwa
2011, als ein Airbus A330-300 für die THAI Airways mit 12 Tonnen
humanitärer Hilfsgütern beladen von Toulouse nach Bangkok flog.
Thailand hatte seinerzeit unter einer verheerenden Flutkatastrophe zu
leiden. Immerhin schlägt so ein Zehn-Stunden-Flug mit etwa 250.000
Euro Betriebskosten zu Buche. Seit dem Tsunami-Desaster Ende 2004 ist
auch die EADS-Tochter Eurocopter mit an Rettungs-Bord. Oder, wie Ulf
Merbold sagt: "Wir haben schnell gemerkt, dass es nichts bringt, wenn
Hilfsgüter wie etwa Wasser oder Babynahrung am zentralen Flughafen
des Landes sozusagen vergammeln, weil es organisatorisch und
mobilitätstechnisch mit dem Weitertransport in die betroffenen
Gebiete hapert." Diese logistische Aufgabe übernehmen heute
Eurocopter-Hubschrauber, zur Verfügung gestellt von den regionalen,
in den Krisengebieten agierenden Gesellschaften des global
aufgestellten Weltmarktführers für zivile Hubschrauber.
Wenn Not herrscht, stehen auch regelmäßig die über 140.000
Mitarbeiter des EADS-Konzerns mit gezielten Spendenaktionen bereit.
Und auch der Münchner Triebwerkshersteller MTU Aero Engines
unterstützt Luftfahrt ohne Grenzen tatkräftig. Weitere Großsponsoren
sind die Frankfurter Flughafenbetreibergesellschaft Fraport AG, die
Deutsche Flugsicherung DFS und viele Privatunternehmen aus der
Pharma- und Lebensmittelbranche, aber auch andere
Konsumartikelhersteller.
Spender Nummer eins ist aber nach wie vor der mittlerweile
85-jährige Barron Hilton, auf dessen Farm in Nevada einst die
Gründung von Luftfahrt ohne Grenzen beschlossen wurde. Er ist einer
der 40 US-Milliardäre, die neben Microsoft Gründer Bill Gates und
Investor Warren Buffet vor zweieinhalb Jahren "The Giving Pledge" ins
Leben riefen, womit sie gelobten, mindestens die Hälfte ihres
Milliardenvermögens für wohltätige Zwecke zu spenden. Auch Luftfahrt
ohne Grenzen profitiert heute davon.
Aber Ulf Merbold hat noch einen kleinen Tropfen Wermut in den
Wohltätigkeitswein zu gießen: "Damals, 2010, nach der
Erdbebenkatastrophe in Haiti, sind Tausende Kinder an der Cholera
erkrankt. Eine einfache Zucker-Salz-Infusion für gerade mal drei
Dollar hätte ihr Überleben für den nächsten Tag erst einmal
gesichert. Aber trotz ausgeklügelter Logistik war es zum Teil nicht
möglich, die Spritzen so schnell in die verstreuten
Katastrophengebiete auszuliefern, wo Bedarf herrschte. Solche
Erfahrungen quälen mich heute noch."
Man könnte auch sagen: Selbst Luftfahrt ohne Grenzen stößt bei
aller Effizienz, Schnelligkeit und Professionalität manchmal auch an
ihre Grenzen.
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Wolfgang Scheunemann, dokeo
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