(ots) - Eine Frage der Moral
Man muss nicht böswillig sein, wenn einem beim Thema Großprojekte
drei Stichworte einfallen: Pleiten, Pech und Pannen. Immer wieder
sorgen Verzögerungen, Fehlplanungen oder steigende Kosten für
Schlagzeilen. So war und ist es bei der gigantischen Elbphilharmonie
in Hamburg, beim großen Flughafen Berlin Brandenburg und beim
ehrgeizigen Bahnprojekt Stuttgart 21.
Angesichts dieser miesen Erfahrungen kann man nur begrüßen, dass
Experten nun Lehren aus den Fehlern der Vergangenheit ziehen sollen.
Schließlich hat Deutschland einen Ruf als Techniknation zu verlieren.
Allein: Die Expertenkommission, die sich jetzt ans Werk macht,
wird das Rad nicht neu erfinden. Das macht schon ihr
Untersuchungsauftrag deutlich. Darin finden sich Stichworte wie
Risikopuffer, ständige Kostenkontrolle, enge Zusammenarbeit von
Planern und Ausführenden. Auch sollen die Fachleute mit Blick auf
pünktliche Vertragserfüllung über Bonus- und Malus-Systeme
nachdenken. Kurzum: Neues ist nicht zu erwarten. Man wundert sich
vielmehr, mit welcher Penetranz altbekannte Regeln immer wieder auf
verantwortungslose Weise missachtet werden.
Dafür gibt es nur eine Erklärung: Beim Umgang mit Steuermitteln
sitzt das Geld locker. Jeder versucht zu profitieren, so gut er kann
- Unternehmen ebenso wie Politiker, die sich gerne mit Großprojekten
schmücken. An dieser fatalen Moral wird wohl auch die
Expertenkommission nichts ändern.
Uwe Westdörp
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