(ots) - Der NABU hat am heutigen Donnerstag eine Kampagne
gegen den Zugvogelmord in Ägypten gestartet. Ziel ist es, auf das
drastische Ausmaß des kommerziellen Vogelfangs in Nordafrika
aufmerksam zu machen und Naturschützer vor Ort in ihrer Arbeit zu
unterstützen. Nach dem NABU vorliegenden Informationen versperren
Fangnetze Zugvögeln auf einer Strecke von über 700 Kilometern entlang
der gesamten ägyptischen Mittelmeerküste - vom Gaza-Streifen im Osten
bis zur libyschen Grenze im Westen - den Weg in ihre
Überwinterungsgebiete und zurück. Nach Schätzungen von Experten
finden hier mindestens zehn Millionen Vögel pro Jahr den Tod an der
weltweit größten Vogelfanganlage.
"Der Vogelfang in Ägypten wird zur Todesfalle für Millionen Vögel.
Hierunter sind auch seltene Arten wie Wachtelkönig, Bienenfresser,
Wiedehopf und Pirol, die wir in Deutschland mit großem Aufwand zu
schützen versuchen. Unsere Zugvögel leisten Unglaubliches, indem sie
nonstop über das östliche Mittelmeer fliegen. Statt Applaus erwartet
sie bei der Ankunft der Tod durch den kommerziellen Fang mit immer
effektiveren Techniken", sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Ägypten
habe zwar zahlreiche internationale Konventionen zu Natur- und
Vogelschutz unterzeichnet, die laut ägyptischer Verfassung
unmittelbar national zu gelten hätten. Dies sei jedoch nur in der
Theorie der Fall.
Der NABU hat daher eine Petition an die ägyptische Regierung und
die Bundesregierung gestartet und ruft Vogelfreunde dazu auf, diese
zu unterzeichnen. Eine zusätzliche Spendenkampagne soll helfen, die
lokale Arbeit des ägyptischen Partners im Dachverband BirdLife
International zu unterstützen.
"Vogelfang in Ägypten ist seit den Pharaonen bekannt. Die uns
jetzt gezeigten Bilder und eigene Recherchen weisen darauf hin, dass
der kommerzielle Fang und Handel so stark ist wie nie. Wenn nichts
dagegen unternommen wird, kann sich das auf die Bestände bedrohter
Zugvögel auswirken. Hauptzielarten der Wilderer in Ägypten sind
Wachteln und Turteltauben. Allerdings nehmen die Fänger auch alles
andere, was ihnen in die Netze fliegt, gern mit", so
NABU-Vogelschutzexperte Lars Lachmann. Besonders häufig werden
Neuntöter, Nachtigallen und Grasmücken gefangen. Die Tiere werden auf
Märkten verkauft, Abnehmer sind vermutlich Restaurants in Kairo oder
im ägyptischen Hinterland. Das Geschäft ist lukrativ: Wachteln werden
für fünf, Singvögel für drei Euro verkauft.
Die erschreckenden Informationen und Bilder zur aktuellen
Situation in Ägypten wurden dem NABU von dem Biologen und
Journalisten Holger Schulz und dem Fernsehautor Jens-Uwe Heins
übergeben, die für Filmaufnahmen des Bayerischen Rundfunks in Ägypten
waren. Die Autoren hatten bereits Anfang der 1990er Jahre bei
Dreharbeiten in der Region um El Alamein den Fang von Kleinvögeln mit
reusenartigen Netzen, die über Büschen und Bäumen gespannt waren,
entdeckt und öffentlich gemacht. Damals wurden 80.000 Unterschriften
gesammelt und der ägyptischen Botschaft übergeben.
Im Auftrag der NABU-Dachorganisation BirdLife International legte
2005 die kürzlich verstorbene ägyptische Ornithologin Mindy Baha El
Din einen ersten umfassenden Bericht über die Jagd auf Zugvögel in
Ägypten vor. Demnach wurden schon damals Millionen Zugvögel in Netzen
gefangen und mit Luftgewehren erlegt sowie etwa eine Viertelmillion
Wachteln und 40.000 Singvögel, vor allem Grasmücken, pro Jahr
erbeutet. Zwischen 2008 bis 2010 hatte sich die Situation in Ägypten
vorübergehend gebessert, Grund war die Angst vor Vogelgrippe. Seit
2011 nimmt der Fang jedoch wieder stark zu.
"In Ägypten fehlt es derzeit an Regelungen für eine legale Jagd:
Die Zuständigkeiten sind unklar und bestehende Vorschriften werden
kaum durchgesetzt. Internationaler Druck und Hilfsangebote können
hier etwas ändern. Denn Vorschläge zur Verbesserung der Lage gibt es
bereits, allerdings fehlte bislang der politische Wille, sie auch
umzusetzen", so Lachmann.
Petition und weitere Informationen unter www.NABU.de/vogelmord
Pressefotos zum kostenfreien Abdruck unter
www.NABU.de/presse/fotos/#aegypten Längere Fotostrecken über
NABU-Pressestelle erhältlich.
Pressekontakt:
Lars Lachmann, NABU-Vogelschutzexperte, Tel. 030-284984-1620, mobil
0172-9108275
NABU-Pressestelle, Telefon: 030-284984-1510, -1952