(ots) - Sollte sich herausstellen, dass die mutmaßlichen
Bombenleger von Boston keinerlei Beziehungen zum organisierten
islamistischen Terrorismus haben, dann wird ein Albtraum zur
schrecklichen Wirklichkeit. Denn dann wäre in diesem Fall
eingetreten, wozu radikale Hassprediger seit Langem längst nicht mehr
nur in Moscheen, sondern vor allem im Internet aufrufen: Dass jeder
aufrechte Muslim Gotteskrieger werden kann, und zwar völlig
unabhängig von jeglicher Organisation. Diese Art von Terrorismus
lässt sich auch mit noch so ausgefeilter Geheimdienstarbeit und noch
so umfassender Abhörtechnik nicht verhindern. Denn wen man nicht
kennt, kann man auch nicht dingfest machen. Die beiden Brüder, die in
Boston mit so simplen, offenbar selbst gebastelten Bomben problemlos
ein Blutbad anrichteten, lebten offenbar in ihrer eigenen Welt,
hatten zum nichtislamischen Rest ihrer Umgebung wohl kaum Kontakt.
Darauf zumindest deuten erste Ermittlungen hin, nachdem ihre
Identität dank Videoaufnahmen zweifelsfrei geklärt worden war. Bei
ihnen könnte die Saat des Hasses aufgegangen sein. Über den Tag
hinaus wird sich deshalb die Frage stellen, wie freiheitliche
Gesellschaften mit dieser dann stets gegenwärtigen Bedrohung aus dem
scheinbaren Nichts umgehen werden. Werden Muslime ab sofort unter
Generalverdacht stehen, werden sich die Menschen von großen
Ansammlungen fernhalten, werden sie sich statt Freiheit, Toleranz und
Vertrauen zu leben, von Angst und Misstrauen beherrschen lassen?
Träte dies ein, hätten die islamistischen Demagogen im religiösen
Gewand gewonnen. Und deshalb kann die Antwort einer demokratisch
verfassten Gesellschaft nur lauten: Freiheit, Toleranz und Vertrauen
- jetzt erst recht.
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